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Das war ´ne krasse Nummer – unsere Auswanderung nach Portugal

[Gastartikel von Annelie Rose]

Wie kam es überhaupt zu der Entscheidung?

Da man nicht auswandert, wenn man das Land nicht kennt, entschieden wir uns also zunächst einmal für eine ausgiebige Erkundungstour. Diese sollte 3 Wochen andauern und so flexibel sein, dass wir eine Menge vom Land sehen und uns ein Bild machen können, wo es uns gefällt oder eben nicht.

Als Reisezeitpunkt wählten wir Ende Mai bis Mitte Juni 2023. Wir flogen von Berlin nach Lissabon und fuhren von dort aus mit dem Camper einmal durch Portugal. Am Atlantik Richtung Norden nach Porto, durchs Douro-Tal Richtung spanische Grenze, im Inland nach Süden und von dort an der Algarve entlang bis Sagres und wieder zurück nach Lissabon.

Annelie Blogartikel

(Wir drei in Sagres, das letzte Eis vor Amerika schlecken)

 

Ich, die vorher ein absoluter Camping-Gegner war und den Urlaub lieber im Hotel verbrachte, fand tatsächlich Gefallen am „einfachen“ Leben auf kleinem Raum. Die Reise war vielseitig, von der Natur über die Dörfer bis hin zu den Städten, die wir besuchten. Überall waren die Einheimischen super nett und freundlich und wir fühlten uns im ganzen Land sehr wohl. Wettertechnisch hatten wir einen Mix aus Sonne, Wolken und Regenschauern. Erst die letzten zehn Tage, also ab der Zeit an der Algarve war das Wetter schön genug, um auch mal im Meer baden zu gehen.

Nach dem Urlaub waren wir so begeistert von dem schönen Land, dass wir zurück in Deutschland an die Immobiliensuche gingen. Irgendwann hatten wir ein Haus mit Grundstück gefunden, welches uns sehr gut gefallen hat und wir baten unsere vor einigen Jahren ausgewanderten Freunde, es sich doch bitte für uns anzuschauen und einzuschätzen, ob sich ein persönliches Anschauen wirklich lohnt. Denn ob ein Haus feucht und muffig ist, lässt sich beim besten Willen nicht unbedingt auf Fotos erkennen. Gesagt getan. Unsere Freunde sahen sich das Objekt an, hielten es für gut und wir buchten einen neuen Flug nach Portugal. Da ich inzwischen als Lehrerin arbeitete, mussten wir auf die Herbstferien warten, weswegen wir also erst Ende Oktober 2023 erneut nach Portugal reisten.

Wir nahmen uns ein kleines Gästehaus im Nachbarort des anvisierten Grundstücks und wollten eben gleich testen, wie die Gegend so ist. Gemeinsam mit unseren Freunden sahen wir uns dann das Objekt an. Hier muss ich sagen, ich weiß nicht, ob es die Überforderung war, weil sich plötzlich so Gedanken einmischten wie „Sollen wir das wirklich tun?“ zudem hinzu kam, dass das Grundstück nicht perfekt war, aber wir waren sehr hin und her gerissen. Wir erbaten uns Bedenkzeit und sahen uns weiter die Gegend an.

An unserem vorletzten Tag rief uns unser Freund an. Er hatte die Nachricht von einem wohl für uns perfekten Grundstück, welches wir uns noch am selben Tag angucken könnten. Das war auch unsere letzte Möglichkeit, da am nächsten Morgen der Flieger nach Deutschland bereits wartete. Also fuhren wir spontan zu dem Grundstück. Und mit dem ersten Schritt auf dessen Grund und Boden, sahen wir uns an und wussten, hier wollen wir bleiben. Es war wie Magie.

 

Achterbahnfahrt der Gefühle

Wir schwebten zwischen Freude nach Portugal auszuwandern und Zweifel, was unsere Familien, Freunde, etc. dazu sagen würden. Sollten wir es wirklich tun? Mutig sein? Alles hinter uns lassen? Wir haben schließlich auch zwei Söhne, die sicherlich nicht mitkommen wollen. Puh, nun fühlte sich alles doch sehr schwer an. Wollten wir wirklich unser Haus, welches wir in so viel Eigenleistung selbst gebaut hatten nun verkaufen? Unsere sicheren Jobs kündigen. Und spätestens da rief wieder die Freiheit „JAAAAAA!“.

Wir erzählten es unseren Familien und Freunden. Wir leierten unseren Hausverkauf an. Und gingen in die Zukunftsplanung. Was würden wir in Portugal arbeiten, um Geld zu verdienen, welche bürokratischen Schritte werden erforderlich, um in Portugal leben zu können, etc….und dabei stieß ich auf Svenja, unsere Portugalexpertin. Wir kauften ihre 3-monatige 1:1-Begleitung und erfuhren alles, was man für eine Auswanderung nach Portugal wissen muss. Sie stärkte uns den Rücken und gab uns das nötige Selbstbewusstsein, es wirklich durchzuziehen. Danke nochmal an dieser Stelle, liebe Svenja!

Im Sommer verkauften wir dann unser Haus und am 1. September 2024 startete unsere Reise in eine neue, ungewisse Zukunft.

Begleitung Portugal

(Wir im Zoom mit Svenja)

 

Der Plan sah folgendermaßen aus:

Wir reisten mit dem Auto für ca. eine Woche über Luxemburg, Frankreich und Spanien nach Portugal, bauten genügend schöne Stopps ein, um es als Urlaubsreise zu genießen und waren so voller Vorfreude auf unser neues Zuhause, dass wir tatsächlich sogar einen Tag früher bei unseren Freunden in Zentralportugal ankamen. Hier wollten wir eine Woche bleiben, bis zum Notartermin und dann in unser neues Heim einziehen. Während wir entspannt mit dem Auto unterwegs waren, ließen wir unser wenig übrig gebliebenes Hab und Gut von einem Umzugsunternehmen mittels Kleintransporter (3,5 Tonner) bereits in unser neues Zuhause bringen. Unsere Freunde halfen beim Ausladen und so war gleich alles dort, wo wir es nach dem Notartermin brauchten.

Beruflich hatten wir hier vor ein kleines Retreat aufzubauen und in überwiegende Selbstversorgung zu gehen. Das Haus verfügte bereits über ein großzügiges Gästeappartement und einen riesigen Olivenhain mit gut 200 Bäumen sowie ausreichend Platz für zwei weitere Ferienunterkünfte, einen Yogaplatz, Gemüsebeete und so weiter. Die Idee war groß und nach vielem darüber nachdenken und recherchieren auch umsetzbar.

 

Die Schocknachricht

Zwei Tage vor dem Notartermin erhielten wir eine schreckliche Nachricht und wir konnten die Quinta nicht mehr kaufen. Ein Schock! Jetzt waren wir also quasi heimat- und obdachlos. Unser Hab und Gut stand auf einem fremden Grundstück, in einem fremden Haus…wir waren in dem Moment so dankbar für unsere Freunde, die uns auffingen, uns beistanden und uns erst einmal weiter bei sich wohnen ließen. Und dann kamen wieder schlaflose Nächte. Was sollten wir tun?  Wie sollte es weiter gehen? Wo sollten wir hin? Meine Eltern hatten bereits einen Urlaub nach Portugal gebucht, weil sie uns besuchen wollten und schauen, wo und wie wir nun lebten…Oh mein Gott…

Nur fünf Tage später mussten wir mit ansehen, wie der Ort, wo wir geplant hatten zu leben in Flammen aufging. Zu diesem Zeitpunkt konnte man noch nicht erahnen, bis wohin die Flammen wanderten, aber der Wind trug sie in einer enormen Geschwindigkeit in die andere Richtung, also nicht ins Dorf, sondern in den weniger dicht besiedelten Teil hin bis zum Nachbarort. Es brannte eine Fläche von etwa 11 Quadratkilometern, wobei das Feuer quasi neben unserem geplanten Grundstück begann, auf der anderen Seite vom Fluss. Da kam der Moment, wo wir alle schockiert auf der Terrasse standen und im Nachthimmel den Flammen zusahen, dass es wohl alles seine Richtigkeit hatte, dass wir nicht drei Tage zuvor dort eingezogen sind.

(Das Feuer vom 16.09.’23 in Lourical do Campo, gesehen von der Quinta unserer Freunde)

 

Aufgeben ist keine Option

Wir sahen uns weiter Portugal an, machten viele wunderschöne Ausflüge und gingen erneut auf Immobiliensuche, denn wir konnten und wollten ja unseren Freunden nicht ewig ihr Gästezimmer wegnehmen. Außerdem stand der Winter vor der Tür und es wurde feucht und kalt. Da nämlich auch unsere Freunde teilweise noch auf einer Baustelle wohnten, fehlte eben unter anderem noch eine Heizung und das war keine Option, gerade mit kleinem Kind.

Unsere Suche erstreckte sich inzwischen auf einen ziemlich großen Teil von Portugal, schließlich wussten wir, hier ist es nahezu überall schön. Wir fanden eine Immobilie, etwa eine halbe Stunde vom Atlantik entfernt. Im 70er Jahre Stil, auf deutlich kleinerem Grundstück ohne große Anpflanzungen, ohne Gästezimmer, geschweige denn Ferienwohnung. Aber für uns war sie groß genug und Gästezimmer hätten wir nachträglich noch ausbauen können und einen Garten anlegen ja auch. Wir vereinbarten also nächste Schritte. Bei einem weiteren Termin, lernten wir einen Portugiesen mit guten Deutschkenntnissen kennen, der als Übersetzer anwesend war.

Doch leider kam auch hier alles anders als erwartet. Wir fühlten uns vom Makler allein gelassen und vom Anwalt der Verkäufer auf gut Deutsch, verarscht. Dank dem Übersetzer, fanden wir allerdings eine Wohnung, die wir erst einmal mieten konnten, damit wir den Druck loswurden, uns zu schnell entscheiden zu müssen. Mitte November, nach also über zwei Monaten im Gästezimmer unserer Freunde, zogen wir also um. Von Castelo Branco nach Pombal.

(Wir renovieren die Wohnung und genießen die Herbstsonne im Hof)

 

Wie verdienen wir weiter Geld?

Und da waren wir. Wir meldeten uns um, unsere Tochter in der Schule an und überlegten uns auch, wie es nun beruflich und finanziell weiter gehen würde. Und da wir nicht wussten, wo es uns am Ende hin verschlägt, kamen wir zu dem Entschluss uns ein ortsunabhängiges Online-Business aufzubauen. Daran arbeiten wir zur Zeit mit großem Elan und voller Herzblut.

Im Dezember stand dann unser erster Besuch in Deutschland an. Über Weihnachten und Silvester besuchten wir unsere Familien und Freunde. Neben vielen schönen Momenten, wurde dieser Aufenthalt leider auch von einem traurigen Ereignis überschattet, weswegen Amy und ich im Januar alleine zurück nach Portugal flogen. Mathias folgte uns erst 7 Wochen später.

Das waren die kältesten 7 Wochen meines Lebens. Die Wohnung, die zwar Heizungen in jedem Zimmer installiert hat, blieb hundekalt. Denn die Heizung war kaputt – was wir leider erst nach Einzug erfuhren. Nun hieß es also warm anziehen, warme Gedanken machen, heißen Tee trinken und hoffen, dass der Winter nur kurz sein würde. Ich hatte in einem Haus noch nie so viele Sachen an. Oft war es tatsächlich so, dass wir uns ausziehen mussten, wenn wir raus gingen, denn draußen war es deutlich wärmer, als drinnen und wenn man dann am Schreibtisch sitzt, ist es eben eisig.

Mit mindestens 5 Lagen dicker Klamotten, gefütterten Winterschuhen und Handschuhen ohne Fingerspitzen, saß ich täglich am Rechner und schrieb fleißig an verschiedenen Büchern, denn ohne Mathias konnte ich nicht an unserem Online-Business weiter arbeiten. So entstanden in den 7 Wochen drei Malbücher mit Mehrwert, weil ich nicht nur Spaß, sondern auch Wissen vermitteln wollte und mir ein Wegwerfen nach vollständigem Ausmalen der Malbücher als Papierverschwendung vorkam.

Mit meinem Herzprojekt „Amy und das Geheimnis der neuen Sprache“ ist ein Kinderbuch entstanden, welches Familien mit Kindern bei der Auswanderung nach Portugal mit dem Lernen der neuen Sprache unterstützt. Aber auch für Portugalurlauber ist das Buch eine schöne Sache.

 

 

Auswandern Portugal Solo Selbstständig

Sind wir inzwischen richtig in Portugal angekommen?

Parallel zu meinen Buchprojekten sah ich mir immer wieder Immobilien an. Und noch bevor Mathias aus Deutschland zurück kam, wurde uns nun auch noch unerwartet die Wohnung gekündigt. Das setzte uns natürlich plötzlich noch mehr unter Druck. Würden wir in zweieinhalb Monaten schaffen endlich unser neues Zuhause zu finden?

JA! Noch am selben Tag der Kündigung hatte ich einen weiteren Besichtigungstermin und tatsächlich kauften wir das Haus. Und auch hier wieder mit enormer Geführlsachterbahn, da wegen dem Riesen-Blackout in Frankreich, Spanien und Portugal unser Notartermin ganze 2x verschoben werden musste. Inzwischen leben wir in dem wunderschönen Haus mit zwei Gästezimmern, einer Möglichkeit ein Gästeappartement auszubauen und einem wunderschönen Garten, mit vielen Orangen- und Olivenbäumen und einem herrlichen Ausblick auf den Serra de Sico. Vor knapp zwei Wochen sind wir, noch pünktlich vorm Kündigungsende der Wohnung, umgezogen und renovieren nun unsere neues Heim. Endlich können wir wieder beruhigt und gut schlafen und blicken weiter vertrauensvoll nach vorn.

(Wir halten die Schlüssel zu unserem neuen Zuhause in den Händen.)

 

An dieser Stelle geht ein herzliches DANKESCHÖN raus, an all unsere Unterstützer vor Ort:

Svenja, für ihre Expertise und Mitfiebern,

unsere Freunde S. & P., bei denen wir so lange wohnen durften und die uns in der schlimmsten Phase aufgefangen haben,

Ilidio & Florinda, für ihre Hilfe während der Übergangszeit,

Marco, für seine unermüdliche Hilfe bei der Suche nach einem neuen Zuhause

und natürlich auch an all unsere Unterstützer im Herzen:

unsere Familien

und Freunde in der alten Heimat.

Alles Liebe geht raus von Amy, Mathias und Annelie

 


Autorenprofil:

Annelie Rose

Sie gestaltet Kinder-Malbücher mit Mehrwert („Fruchtigen Superhelden“,  „Tierischen Superhelden“, „Better-Together“-Malbuch für Mutter und Tochter auf Englisch und Portugiesisch) und hat ihren ersten Ernährungsratgeber „Essen für ein besseres Leben – warum eine gesunde Ernährung so wichtig ist“ herausgebracht. Du findest alle ihre Werke hier.

Außerdem ist sie u.a. zertifizierte ganzheitliche Gesundheitsberaterin sowie Energieheilerin und wird gemeinsam mit Mathias, einem Sport- & Fitnesskaufmann und zertifiziert in der Wirbelsäulenaufrichtung, ein ganzheitliches Inner-Radiance-Programm herausbringen, was Menschen hilft weg von stressbedingter Erschöpfung und gesundheitlichen Einschränkungen, hin zu Stressresilienz und ganzheitlicher Gesundheitsoptimierung. Auf Instagram findet ihr sie unter @quinta.de.rosas (Thema Auswanderung) sowie unter @hilfe.fuer.koerper.geist.seele (Thema Gesundheit).

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