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Schlagwort: auswandern nach portugal

Das war ´ne krasse Nummer – unsere Auswanderung nach Portugal

[Gastartikel von Annelie Rose]

Wie kam es überhaupt zu der Entscheidung?

Da man nicht auswandert, wenn man das Land nicht kennt, entschieden wir uns also zunächst einmal für eine ausgiebige Erkundungstour. Diese sollte 3 Wochen andauern und so flexibel sein, dass wir eine Menge vom Land sehen und uns ein Bild machen können, wo es uns gefällt oder eben nicht.

Als Reisezeitpunkt wählten wir Ende Mai bis Mitte Juni 2023. Wir flogen von Berlin nach Lissabon und fuhren von dort aus mit dem Camper einmal durch Portugal. Am Atlantik Richtung Norden nach Porto, durchs Douro-Tal Richtung spanische Grenze, im Inland nach Süden und von dort an der Algarve entlang bis Sagres und wieder zurück nach Lissabon.

Annelie Blogartikel

(Wir drei in Sagres, das letzte Eis vor Amerika schlecken)

 

Ich, die vorher ein absoluter Camping-Gegner war und den Urlaub lieber im Hotel verbrachte, fand tatsächlich Gefallen am „einfachen“ Leben auf kleinem Raum. Die Reise war vielseitig, von der Natur über die Dörfer bis hin zu den Städten, die wir besuchten. Überall waren die Einheimischen super nett und freundlich und wir fühlten uns im ganzen Land sehr wohl. Wettertechnisch hatten wir einen Mix aus Sonne, Wolken und Regenschauern. Erst die letzten zehn Tage, also ab der Zeit an der Algarve war das Wetter schön genug, um auch mal im Meer baden zu gehen.

Nach dem Urlaub waren wir so begeistert von dem schönen Land, dass wir zurück in Deutschland an die Immobiliensuche gingen. Irgendwann hatten wir ein Haus mit Grundstück gefunden, welches uns sehr gut gefallen hat und wir baten unsere vor einigen Jahren ausgewanderten Freunde, es sich doch bitte für uns anzuschauen und einzuschätzen, ob sich ein persönliches Anschauen wirklich lohnt. Denn ob ein Haus feucht und muffig ist, lässt sich beim besten Willen nicht unbedingt auf Fotos erkennen. Gesagt getan. Unsere Freunde sahen sich das Objekt an, hielten es für gut und wir buchten einen neuen Flug nach Portugal. Da ich inzwischen als Lehrerin arbeitete, mussten wir auf die Herbstferien warten, weswegen wir also erst Ende Oktober 2023 erneut nach Portugal reisten.

Wir nahmen uns ein kleines Gästehaus im Nachbarort des anvisierten Grundstücks und wollten eben gleich testen, wie die Gegend so ist. Gemeinsam mit unseren Freunden sahen wir uns dann das Objekt an. Hier muss ich sagen, ich weiß nicht, ob es die Überforderung war, weil sich plötzlich so Gedanken einmischten wie „Sollen wir das wirklich tun?“ zudem hinzu kam, dass das Grundstück nicht perfekt war, aber wir waren sehr hin und her gerissen. Wir erbaten uns Bedenkzeit und sahen uns weiter die Gegend an.

An unserem vorletzten Tag rief uns unser Freund an. Er hatte die Nachricht von einem wohl für uns perfekten Grundstück, welches wir uns noch am selben Tag angucken könnten. Das war auch unsere letzte Möglichkeit, da am nächsten Morgen der Flieger nach Deutschland bereits wartete. Also fuhren wir spontan zu dem Grundstück. Und mit dem ersten Schritt auf dessen Grund und Boden, sahen wir uns an und wussten, hier wollen wir bleiben. Es war wie Magie.

 

Achterbahnfahrt der Gefühle

Wir schwebten zwischen Freude nach Portugal auszuwandern und Zweifel, was unsere Familien, Freunde, etc. dazu sagen würden. Sollten wir es wirklich tun? Mutig sein? Alles hinter uns lassen? Wir haben schließlich auch zwei Söhne, die sicherlich nicht mitkommen wollen. Puh, nun fühlte sich alles doch sehr schwer an. Wollten wir wirklich unser Haus, welches wir in so viel Eigenleistung selbst gebaut hatten nun verkaufen? Unsere sicheren Jobs kündigen. Und spätestens da rief wieder die Freiheit „JAAAAAA!“.

Wir erzählten es unseren Familien und Freunden. Wir leierten unseren Hausverkauf an. Und gingen in die Zukunftsplanung. Was würden wir in Portugal arbeiten, um Geld zu verdienen, welche bürokratischen Schritte werden erforderlich, um in Portugal leben zu können, etc….und dabei stieß ich auf Svenja, unsere Portugalexpertin. Wir kauften ihre 3-monatige 1:1-Begleitung und erfuhren alles, was man für eine Auswanderung nach Portugal wissen muss. Sie stärkte uns den Rücken und gab uns das nötige Selbstbewusstsein, es wirklich durchzuziehen. Danke nochmal an dieser Stelle, liebe Svenja!

Im Sommer verkauften wir dann unser Haus und am 1. September 2024 startete unsere Reise in eine neue, ungewisse Zukunft.

Begleitung Portugal

(Wir im Zoom mit Svenja)

 

Der Plan sah folgendermaßen aus:

Wir reisten mit dem Auto für ca. eine Woche über Luxemburg, Frankreich und Spanien nach Portugal, bauten genügend schöne Stopps ein, um es als Urlaubsreise zu genießen und waren so voller Vorfreude auf unser neues Zuhause, dass wir tatsächlich sogar einen Tag früher bei unseren Freunden in Zentralportugal ankamen. Hier wollten wir eine Woche bleiben, bis zum Notartermin und dann in unser neues Heim einziehen. Während wir entspannt mit dem Auto unterwegs waren, ließen wir unser wenig übrig gebliebenes Hab und Gut von einem Umzugsunternehmen mittels Kleintransporter (3,5 Tonner) bereits in unser neues Zuhause bringen. Unsere Freunde halfen beim Ausladen und so war gleich alles dort, wo wir es nach dem Notartermin brauchten.

Beruflich hatten wir hier vor ein kleines Retreat aufzubauen und in überwiegende Selbstversorgung zu gehen. Das Haus verfügte bereits über ein großzügiges Gästeappartement und einen riesigen Olivenhain mit gut 200 Bäumen sowie ausreichend Platz für zwei weitere Ferienunterkünfte, einen Yogaplatz, Gemüsebeete und so weiter. Die Idee war groß und nach vielem darüber nachdenken und recherchieren auch umsetzbar.

 

Die Schocknachricht

Zwei Tage vor dem Notartermin erhielten wir eine schreckliche Nachricht und wir konnten die Quinta nicht mehr kaufen. Ein Schock! Jetzt waren wir also quasi heimat- und obdachlos. Unser Hab und Gut stand auf einem fremden Grundstück, in einem fremden Haus…wir waren in dem Moment so dankbar für unsere Freunde, die uns auffingen, uns beistanden und uns erst einmal weiter bei sich wohnen ließen. Und dann kamen wieder schlaflose Nächte. Was sollten wir tun?  Wie sollte es weiter gehen? Wo sollten wir hin? Meine Eltern hatten bereits einen Urlaub nach Portugal gebucht, weil sie uns besuchen wollten und schauen, wo und wie wir nun lebten…Oh mein Gott…

Nur fünf Tage später mussten wir mit ansehen, wie der Ort, wo wir geplant hatten zu leben in Flammen aufging. Zu diesem Zeitpunkt konnte man noch nicht erahnen, bis wohin die Flammen wanderten, aber der Wind trug sie in einer enormen Geschwindigkeit in die andere Richtung, also nicht ins Dorf, sondern in den weniger dicht besiedelten Teil hin bis zum Nachbarort. Es brannte eine Fläche von etwa 11 Quadratkilometern, wobei das Feuer quasi neben unserem geplanten Grundstück begann, auf der anderen Seite vom Fluss. Da kam der Moment, wo wir alle schockiert auf der Terrasse standen und im Nachthimmel den Flammen zusahen, dass es wohl alles seine Richtigkeit hatte, dass wir nicht drei Tage zuvor dort eingezogen sind.

(Das Feuer vom 16.09.’23 in Lourical do Campo, gesehen von der Quinta unserer Freunde)

 

Aufgeben ist keine Option

Wir sahen uns weiter Portugal an, machten viele wunderschöne Ausflüge und gingen erneut auf Immobiliensuche, denn wir konnten und wollten ja unseren Freunden nicht ewig ihr Gästezimmer wegnehmen. Außerdem stand der Winter vor der Tür und es wurde feucht und kalt. Da nämlich auch unsere Freunde teilweise noch auf einer Baustelle wohnten, fehlte eben unter anderem noch eine Heizung und das war keine Option, gerade mit kleinem Kind.

Unsere Suche erstreckte sich inzwischen auf einen ziemlich großen Teil von Portugal, schließlich wussten wir, hier ist es nahezu überall schön. Wir fanden eine Immobilie, etwa eine halbe Stunde vom Atlantik entfernt. Im 70er Jahre Stil, auf deutlich kleinerem Grundstück ohne große Anpflanzungen, ohne Gästezimmer, geschweige denn Ferienwohnung. Aber für uns war sie groß genug und Gästezimmer hätten wir nachträglich noch ausbauen können und einen Garten anlegen ja auch. Wir vereinbarten also nächste Schritte. Bei einem weiteren Termin, lernten wir einen Portugiesen mit guten Deutschkenntnissen kennen, der als Übersetzer anwesend war.

Doch leider kam auch hier alles anders als erwartet. Wir fühlten uns vom Makler allein gelassen und vom Anwalt der Verkäufer auf gut Deutsch, verarscht. Dank dem Übersetzer, fanden wir allerdings eine Wohnung, die wir erst einmal mieten konnten, damit wir den Druck loswurden, uns zu schnell entscheiden zu müssen. Mitte November, nach also über zwei Monaten im Gästezimmer unserer Freunde, zogen wir also um. Von Castelo Branco nach Pombal.

(Wir renovieren die Wohnung und genießen die Herbstsonne im Hof)

 

Wie verdienen wir weiter Geld?

Und da waren wir. Wir meldeten uns um, unsere Tochter in der Schule an und überlegten uns auch, wie es nun beruflich und finanziell weiter gehen würde. Und da wir nicht wussten, wo es uns am Ende hin verschlägt, kamen wir zu dem Entschluss uns ein ortsunabhängiges Online-Business aufzubauen. Daran arbeiten wir zur Zeit mit großem Elan und voller Herzblut.

Im Dezember stand dann unser erster Besuch in Deutschland an. Über Weihnachten und Silvester besuchten wir unsere Familien und Freunde. Neben vielen schönen Momenten, wurde dieser Aufenthalt leider auch von einem traurigen Ereignis überschattet, weswegen Amy und ich im Januar alleine zurück nach Portugal flogen. Mathias folgte uns erst 7 Wochen später.

Das waren die kältesten 7 Wochen meines Lebens. Die Wohnung, die zwar Heizungen in jedem Zimmer installiert hat, blieb hundekalt. Denn die Heizung war kaputt – was wir leider erst nach Einzug erfuhren. Nun hieß es also warm anziehen, warme Gedanken machen, heißen Tee trinken und hoffen, dass der Winter nur kurz sein würde. Ich hatte in einem Haus noch nie so viele Sachen an. Oft war es tatsächlich so, dass wir uns ausziehen mussten, wenn wir raus gingen, denn draußen war es deutlich wärmer, als drinnen und wenn man dann am Schreibtisch sitzt, ist es eben eisig.

Mit mindestens 5 Lagen dicker Klamotten, gefütterten Winterschuhen und Handschuhen ohne Fingerspitzen, saß ich täglich am Rechner und schrieb fleißig an verschiedenen Büchern, denn ohne Mathias konnte ich nicht an unserem Online-Business weiter arbeiten. So entstanden in den 7 Wochen drei Malbücher mit Mehrwert, weil ich nicht nur Spaß, sondern auch Wissen vermitteln wollte und mir ein Wegwerfen nach vollständigem Ausmalen der Malbücher als Papierverschwendung vorkam.

Mit meinem Herzprojekt „Amy und das Geheimnis der neuen Sprache“ ist ein Kinderbuch entstanden, welches Familien mit Kindern bei der Auswanderung nach Portugal mit dem Lernen der neuen Sprache unterstützt. Aber auch für Portugalurlauber ist das Buch eine schöne Sache.

 

 

Auswandern Portugal Solo Selbstständig

Sind wir inzwischen richtig in Portugal angekommen?

Parallel zu meinen Buchprojekten sah ich mir immer wieder Immobilien an. Und noch bevor Mathias aus Deutschland zurück kam, wurde uns nun auch noch unerwartet die Wohnung gekündigt. Das setzte uns natürlich plötzlich noch mehr unter Druck. Würden wir in zweieinhalb Monaten schaffen endlich unser neues Zuhause zu finden?

JA! Noch am selben Tag der Kündigung hatte ich einen weiteren Besichtigungstermin und tatsächlich kauften wir das Haus. Und auch hier wieder mit enormer Geführlsachterbahn, da wegen dem Riesen-Blackout in Frankreich, Spanien und Portugal unser Notartermin ganze 2x verschoben werden musste. Inzwischen leben wir in dem wunderschönen Haus mit zwei Gästezimmern, einer Möglichkeit ein Gästeappartement auszubauen und einem wunderschönen Garten, mit vielen Orangen- und Olivenbäumen und einem herrlichen Ausblick auf den Serra de Sico. Vor knapp zwei Wochen sind wir, noch pünktlich vorm Kündigungsende der Wohnung, umgezogen und renovieren nun unsere neues Heim. Endlich können wir wieder beruhigt und gut schlafen und blicken weiter vertrauensvoll nach vorn.

(Wir halten die Schlüssel zu unserem neuen Zuhause in den Händen.)

 

An dieser Stelle geht ein herzliches DANKESCHÖN raus, an all unsere Unterstützer vor Ort:

Svenja, für ihre Expertise und Mitfiebern,

unsere Freunde S. & P., bei denen wir so lange wohnen durften und die uns in der schlimmsten Phase aufgefangen haben,

Ilidio & Florinda, für ihre Hilfe während der Übergangszeit,

Marco, für seine unermüdliche Hilfe bei der Suche nach einem neuen Zuhause

und natürlich auch an all unsere Unterstützer im Herzen:

unsere Familien

und Freunde in der alten Heimat.

Alles Liebe geht raus von Amy, Mathias und Annelie

 


Autorenprofil:

Annelie Rose

Sie gestaltet Kinder-Malbücher mit Mehrwert („Fruchtigen Superhelden“,  „Tierischen Superhelden“, „Better-Together“-Malbuch für Mutter und Tochter auf Englisch und Portugiesisch) und hat ihren ersten Ernährungsratgeber „Essen für ein besseres Leben – warum eine gesunde Ernährung so wichtig ist“ herausgebracht. Du findest alle ihre Werke hier.

Außerdem ist sie u.a. zertifizierte ganzheitliche Gesundheitsberaterin sowie Energieheilerin und wird gemeinsam mit Mathias, einem Sport- & Fitnesskaufmann und zertifiziert in der Wirbelsäulenaufrichtung, ein ganzheitliches Inner-Radiance-Programm herausbringen, was Menschen hilft weg von stressbedingter Erschöpfung und gesundheitlichen Einschränkungen, hin zu Stressresilienz und ganzheitlicher Gesundheitsoptimierung. Auf Instagram findet ihr sie unter @quinta.de.rosas (Thema Auswanderung) sowie unter @hilfe.fuer.koerper.geist.seele (Thema Gesundheit).

Ein langsames und kreatives Leben in Portugal

[Gastartikel von Jeevan Prema] Die Geschichte meiner zweiten Auswanderung, von Amsterdam nach Faro

Neuanfänge sind oft als schmerzhafte Enden getarnt. – Lao Tzu

Es ist ein kalter, verregneter Morgen in Amsterdam im März 2019. Vor ein paar Monaten bin ich dreißig geworden, und ich frage mich, ob ich mich in einer frühen Midlife-Crisis befinde. Mein Leben fühlt sich aus der Spur an, aus dem Gleichgewicht. Und ich selbst? Ebenfalls.
Das Leben, das ich mir aufgebaut hatte, schien mir nicht mehr zu passen – wie ein Kleid, das einst saß, nun aber drückt und einengt.
Wünsche, die mir früher wichtig waren, haben ihren Glanz verloren. Ich bin müde – so müde. Ich brauche einen Neubeginn, das hatte ich meinem Partner und meinen Freunden schon Wochen zuvor anvertraut.
Seit Monaten arbeite ich nicht mehr. Ich bin ausgebrannt, erschöpft bis ins Mark – unfähig, selbst den kleinsten Aufgaben des Alltags zu begegnen.

Nun sitze ich an einem Gate im Flughafen, bereit, ein Flugzeug zu besteigen, das mich zu einem zweiwöchigen Yoga-Retreat nach Portugal bringen wird – es ist mein erster Besuch dort. Ich hocke auf einer kleinen Bank, blicke auf meinen Rucksack, der mir plötzlich zu groß erscheint, und frage mich, ob ich diese Reise überhaupt durchstehen werde.
Die relativ kurze Strecke kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Und doch – tief in mir brennt die Sehnsucht. Zur Natur. Zu mir selbst. Etwas in mir weiß: Ich muss gehen. Es ist wichtig.

Ich habe mich verausgabt in der Hektik des Stadtlebens, im Streben nach Perfektion. Ich will mich befreien – aus einem Käfig, den ich mir unbewusst selbst gebaut hatte. Ich möchte mich nicht länger für ein Ideal verzehren, versuchen, mich in eine vorgegebene Form zu quetschen, in der ich mich nicht wiedererkenne.
Während ich auf dem schmutzigen Plastikstuhl am Flughafen sitze – lasse ich die Bilder meiner Zukunft vor meinem inneren Auge entstehen. Wie soll sich mein Leben anfühlen? Wie klingen und wie duften? In welchen Farben würde ich mein Zuhause dekorieren?

 

Sich vorzustellen, was man will, stimmt das Gehirn darauf ein, sich auf Verhaltensweisen und Hinweise zu konzentrieren, die einen dieser Realität näherbringen,und macht es so wahrscheinlicher, dass sie eintritt. – Liz Moody

Ich habe schon immer gespürt, wie kraftvoll es sein kann, ein lebendiges, klares Bild eines Traums in meinem Inneren zu malen. Manifestation funktioniert – jedoch nicht so, wie viele es sich vorstellen. Wünschen allein genügt nicht. Hoffnung ohne Handlung bleibt ein leiser Wind.

Doch wenn wir beginnen, unsere Träume detailliert zu sehen, sie zu fühlen, zu leben –
wenn wir die Qualitäten, nach denen wir uns sehnen, lernen zu verkörpern,
und dem Boden, in dem ihre Samen ruhen, liebevoll unsere Aufmerksamkeit schenken,
dann schaffen wir einen Raum, in dem Träume Wurzeln schlagen und blühen können. Energie ist magnetisch. Was wir nähren, wächst.

 

Ein neues Zuhause für eine neue Lebensphase finden

Nachdem ich viele glückliche Jahre in meiner Lieblingsstadt gelebt habe, spürte ich plötzlich das Bedürfnis nach etwas anderem – nach einem langsamen, sanften Leben. Die kalten, regnerischen Tage, der ständige Lärm, die Menschenmengen … all das wurde mir zu viel.

Ich hatte mein Zuhause in Amsterdam gefunden, ohne wirklich danach zu suchen. Schon bei meinem ersten Besuch hatte ich das Gefühl, dort hinzugehören. Jedes Mal, wenn ich abreiste, saß ich im Zug und kämpfte mit den Tränen. Also zog ich hin. Ich war damals 20 Jahre alt und wollte herausfinden, wer ich sein konnte – losgelöst von den Erwartungen der Menschen, die nur alte Versionen von mir kannten. Es fühlte sich an wie ein natürlicher Prozess, den ich nicht kontrollieren wollte. Ich lernte, auf das leise Flüstern meiner Intuition zu hören und ehrlich zu mir selbst zu sein – über das, wer ich war und was ich wirklich brauchte.

Jetzt, einige Jahre später, führte mich dieselbe Intuition an einen ganz anderen Ort – zu einem Yoga-Retreat in einem Land, das ich kaum kannte. Eines Abends, während ich mich durch verschiedene Websites klickte, stieß ich auf dieses Angebot – und wusste sofort: Das ist der Ort, der mir den Neuanfang schenken könnte, den ich so dringend brauchte.

 

Ankunft in Vale de Moses

„Ich habe es geschafft“, denke ich, als ich aus dem Flughafen in Lissabon in den warmen Sonnenschein trete. Es fühlt sich wirklich nicht nach März an, ich ziehe mit einem Lächeln meine Jacke und meinen Pullover aus, setze mich kurz neben meinen Rucksack und genieße die Wärme der Sonne, die mich sofort umhüllt, wie eine lang vermisste Freundin. 

Ich nehme  ein Taxi, das mich zum Bahnhof bringt. Meine Reise ist noch nicht vorbei, ich habe noch eine dreistündige Busfahrt vor mir. Die Zeit im Bus verbringe ich damit, die vorbeiziehende Landschaft zu bewundern: majestätische Berge und in der Sonne schimmernde Seen. Als ich schließlich im kleinen Dorf Oleiros ankomme, holt mich der Besitzer des Retreat-Zentrums zusammen mit einigen anderen Gästen ab und fährt mit uns nach Vale de Moses. Das Retreat liegt eingebettet zwischen Olivenhainen und Hügeln, die sanft zum Horizont rollen. 

 

Wir werden von einer Gruppe von Hunden und Schweinen begrüßt, die alle fröhlich mit ihren Schwänzen wedeln und große Lächeln auf ihren Gesichtern haben. Die Luft riecht anders – erdig, lebendig und irgendwie voller Möglichkeiten. Ich fühle mich sofort wohl und der Druck, der schon so lange auf meinen Schultern lastet, beginnt langsam zu schmelzen. Ich atme ein paar tiefe Züge der köstlich frischen Luft und bewundere die Umgebung. Ich schlafe in einem schönen kleinen Steinhaus, direkt an einem Fluss. Es hat einen alten Holzofen zum Heizen. So warm es tagsüber auch wird, die Nächte sind immer noch sehr kalt und die Steine halten das kleine Haus kühl, was im Sommer sicherlich ein Segen ist. Ich frage Andrew, den Besitzer, ob er mir beibringen kann, wie man ein gutes Feuer macht, da ich es schon immer lernen wollte. Wir verwenden getrocknete Kiefernzapfen als Feueranzünder und ich lerne schnell, wie man das Holz richtig stapelt. Ich entwickle ein kleines Ritual, um mein Feuer zu pflegen. Es fühlt sich therapeutisch an, sich im Laufe des Tages Zeit zu nehmen, es zu überprüfen, Holz und Kiefernzapfen zu sammeln. Ich fühle einen gewissen Stolz auf dieses kleine Feuer, das mich warm und gemütlich hält. Abends putze ich mir die Zähne draußen, höre den Fluss und schaue hinauf in den sternenklaren Himmel. Es gibt keinen Grund, Türen abzuschließen – wir sind so weit draußen in der Natur, dass niemand in der Nähe ist. Jeden Tag beginnen wir mit einem stillen Gruppen-Spaziergang über das Grundstück und die Umgebung. Eine Geh-Meditation, Achtsamkeit in jedem Schritt. Wir praktizieren Yoga, essen köstliches vegetarisches Essen, und ich habe das Gefühl, dass ich zum ersten Mal seit langer Zeit einfach nur bin. 

Es gibt keinen erlösenden Augenblick, keine dramatische Wendung. Nur stille Morgen, Spaziergänge auf staubigen Wegen, Mahlzeiten, die ich mit Fremden teile, die schnell zu Freunden werden. Ich meditiere. Ich lasse Tränen und Freudigkeit zu. 

 

In der heutigen Hektik denken wir alle zu viel, suchen zu viel, wollen zu viel und vergessen die Freude am bloßen Sein. – Eckhart Tolle

Eines Abends, während des Abendessens, lernen wir die Freundin von einem der Männer, die auf dem Gelände arbeiten, kennen. Ein englisches Mädchen, das ihren portugiesischen Freund hier während eines Retreats kennengelernt hat und beschlossen hat, zu bleiben. Natürlich sind alle neugierig auf ihr Leben, und während sie ihre Erfahrungen beschreibt, bemerke ich, wie ruhig und friedlich sie ist.
„Weißt du, die Leute fragen mich immer, was ich den ganzen Tag mache“, sagt sie mit einem Lächeln. „Warum sind wir so besessen vom Tun? Ich mag es einfach zu sein. Ich lese gerne und gehe spazieren… aber irgendwie scheint diese Antwort den Fragenden nie zufrieden zu stellen. „Mein Leben dreht sich nicht um meinen Job oder darum, Geld zu verdienen, und das verwirrt die meisten.“ Wir erfahren, dass sie Englisch unterrichtet, aber das ist nicht der Mittelpunkt ihres Lebens oder unseres Gesprächs – und ich bewundere sie tief für die Klarheit, mit der sie das Leben sieht. Ihre Worte berühren mich, sie hallen nach. Ich habe den Namen der jungen Frau vergessen, aber ihre Worte würden bei mir bleiben und fast wie ein Mantra werden.

 

Ein Versprechen an mich selbst

„Warum fühle ich mich schuldig, wenn ich mich entspanne und NICHT arbeite?“, frage ich mich. Ist es kapitalistische Konditionierung? Ist es das Aufwachsen in Deutschland, wo ich um das Konzept herum aufgewachsen bin, dass man hart arbeiten muss, um erfolgreich zu sein? Was auch immer die Gründe sein mögen, mir wird klar, dass die Vorstellung, hart arbeiten zu müssen, nicht mit meinen Überzeugungen übereinstimmt und dass sie fremd für mich ist. Von anderen mir auferlegt.

Ich möchte nicht, dass mein Leben durch meine Arbeit definiert wird, ich möchte, dass meine Arbeit durch mein Leben definiert wird, verspreche ich mir. Ich glaube an ein freies Leben, ein freudiges Leben, ein spielerisches Leben. Voller Perspektivwechsel und Neuanfängen. Ein Leben, dem ich nicht mit Urlauben entfliehen muss, sondern ein Leben, das sich an jedem gewöhnlichen Tag voll anfühlt.

 

Ein wenig mehr Freundlichkeit, ein wenig weniger Urteil

Nach der ersten Woche meines Aufenthalts geht mir die Kontaktlinsenflüssigkeit aus, also machte ich mich auf den Weg ins nächste kleine Dorf, um einen Drogeriemarkt zu finden. Ich hatte vergessen, meine Brille einzupacken, und wenn ich die Welt um mich weiterhin sehen wollte, musste ich eine Lösung finden. Doch im Laden konnte ich keine Kontaktlinsenflüssigkeit finden. Ich nutze Google Translate auf meinem Handy, um die junge Frau an der Kasse, die kein Englisch spricht, zu fragen, und es stellt sich heraus, dass der Laden (und auch kein anderer Laden in der Umgebung) das hatte, wonach ich suchte. Doch anstatt mich einfach fort zu schicken, tippt die freundliche Mitarbeiterin eine weitere Nachricht in die Übersetzer-App:  „Ich habe noch Kontaktlinsenflüssigkeit zu Hause, aber ich benutze sie nie, weil ich lieber Brillen trage. Möchtest du sie haben? Mein Freund kann sie dir bringen.“ Ich bin vollkommen überrascht von ihrem Angebot und stimme glücklich zu, auf ihren Freund zu warten. Nur zehn Minuten später kommt ein freundlicher Mann in dem kleinen Laden an und gibt mir eine volle Flasche Kontaktlinsenflüssigkeit! Die Frau an der Kasse weigert sich, mich dafür bezahlen zu lassen, also kaufe ich ihr eine Schachtel Pralinen. Als ich ihr das kleine Geschenk bringe, umarmt sie mich mit einem breiten Lächeln.

 

In vielen Sprachen bedeutet das Wort für „Mensch“  „derjenige, der auf Wanderungen geht“. – Gloria Steinem

Später in dieser Woche beschließe ich, eine Wanderung zu einem nahegelegenen Wasserfall zu machen. Ich laufe viele, viele Stunden, klettere steile Berghänge hinauf und folge alten Pfaden, während ich mich frage, wo denn bitte dieser Wasserfall ist, von dem alle gesprochen haben. Ich laufe den ganzen Nachmittag, ohne einer einzigen Person zu begegnen. Ich weine, lache, mache mir Sorgen, ich genieße es. Jeder Schritt scheint Raum dafür zu schaffen, dass sich etwas in mir lösen kann. Es ist ein tief befriedigender Prozess. Diese Wanderung geht um etwas anderes als darum, einen Wasserfall zu sehen, wird mir bewusst. Allein in der Natur zu sein, einfach zu gehen, einen Fuß vor den anderen zu setzen und alle Gefühle kommen und gehen zu lassen. Sein, statt tun. Ich gebe mich dem Moment hin. Den Wasserfall finde ich übrigens nicht, denn wie sich später herausstellt, hatte ich gleich zu Beginn einen falschen Weg eingeschlagen.

Schließlich komme ich kurz vor Einbruch der Dunkelheit wohlbehalten ins Tal zurück – und ich fühle mich verwandelt. Leichter. Der falsche Weg hat mich am Ende zu mir selbst zurückgeführt. Ich glaube, ich musste mich an diesem Tag verirren, um zu meiner Mitte zurückzufinden.

 

Der Zauber des Tals

Vale de Moses hat die schönste Entstehungsgeschichte. Eine Familie mit zwei Kindern war mit ihrem Hund Moses auf einem Roadtrip durch Europa, auf der Suche nach einem Ort, an dem sie ein neues Zuhause aufbauen wollten. Während eines Spaziergangs durch die portugiesische Landschaft führte Moses sie in ein Tal, das in Ruinen lag. Das Tal war seit etwa 40 Jahren verlassen. Ein wunderschöner, stiller Ort voller Geschichte und Herz. Sie waren erstaunt, als sie erfuhren, dass der Name des Tals Vale de Moses war – und sie wussten sofort, dass sie bleiben wollten, sobald sie diesen Ort betraten. Und so blieben sie und bauten das Tal wieder auf – zu dem wunderschönen Rückzugsort, der es heute ist.

Ich verbringe zwei Wochen an diesem magischen Ort, und diese zwei Wochen verändern mein Leben. Ich verliebe mich tief in Portugal. Die atemberaubende Natur, das warme Klima, die freundlichen und entspannten Portugiesen und das tiefe Gefühl der Ruhe, das ich verspüre, lassen mich zu Hause fühlen. Etwas in mir wird berührt, und ich kann endlich meine verkrampften Muskeln lockern. Ich erkenne das Gefühl sofort wieder – es war genau das, was ich empfand, als ich zum ersten Mal nach Amsterdam kam. Ein Gefühl von Heimat.

Zum zweiten Mal in meinem Leben weiss ich, dass ich in ein anderes Land ziehen will. Irgendwo zwischen Sonnenaufgängen und Savasana wird mir klar: Ich fliehe nicht – ich folge etwas. Eine sanftere Art zu leben ist auf einmal greifbar nah.

Und so, mit einem Herzen voller Dankbarkeit für die Stadt, die mich geprägt hat, und Offenheit für das, was vor mir liegt, beginne ich meine neue Lebensphase. Ich verwurzele mich in der Langsamkeit. Ich lasse das Leben entfalten.

 

Manchmal dauert das Warten länger, weil der Segen größer ist. – Lao Tzu

Ich freue mich darauf, meine Liebe zu Portugal mit meinem Partner zu teilen, sobald ich zurück in Amsterdam bin. Wir beschließen, das Land gemeinsam weiter zu erkunden, um herauszufinden, ob es ein neues Zuhause für uns sein könnte.

Und dann kommt COVID. Die Welt steht still – und mit ihr auch unsere Pläne, durch Portugal zu reisen. Stattdessen kehrt der Krebs meiner lieben Mutter zurück, nachdem sich ihr Gesundheitszustand plötzlich verschlechtert hat. Wir verbringen unsere Zeit damit, von Amsterdam nach Deutschland zu fahren, um meinen Eltern zu helfen und meiner Mutter ihre letzten Monate trotz der Schmerzen, der Trauer und der Verwirrung so schön wie möglich zu gestalten. Gefangen zwischen Hoffnung und Akzeptanz müssen wir diese schwierige Zeit inmitten einer globalen Pandemie durchstehen. Meine Mutter stirbt im September 2020, in der Geborgenheit ihres Wohnzimmers, während ich ihre Hände halte und ihr über das Gesicht streichle. Ich bin überwältigt von Trauer. Ich bin nicht vorbereitet auf das Meer aus Schmerz, auf die Wellen der Wut und die lähmende Traurigkeit. Es ist schwer – und oft unmöglich –, überhaupt aus dem Bett zu kommen und irgendetwas zu tun.

 

Der beste Therapeut hat Fell und vier Beine

Ich beschließe, mir meinen größten Kindheitstraum zu erfüllen – und schaffe mir einen Welpen an. Schon seit einiger Zeit habe ich mit dem Gedanken gespielt, und nun scheint der richtige Moment gekommen zu sein, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Es fühlt sich wie eine Jetzt-oder-nie-Entscheidung an, von der ich weiss, dass sie mein Leben zum Besseren verändern wird. Ein weiterer Schritt in Richtung meiner Vision, ein Leben, in dem ich von zu Hause aus arbeite und meine Pausenzeit mit Spaziergängen mit meinem Hund verbringe.
Im Februar 2021 holen wir Moksha, unsere kleine Maltipoo-Hündin, im Alter von acht Wochen zu uns nach Hause. Sie ist mein Grund, morgens aufzustehen, einem täglichen Rhythmus zu folgen und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Sich um sie zu kümmern, sie großzuziehen und zu erziehen hilft mir zu heilen, und ich bin meinem Partner sehr dankbar, der sofort begeistert war von der Idee, einen Welpen zu bekommen – und von Anfang an der beste Hundepapa der Welt war.

Das Leben wieder aufnehmen –  nach dem Verlust meiner Mutter und einer globalen Pandemie

Es sind nun zwei Jahre vergangen, seit ich mich in Portugal verliebt habe, und ich habe nie aufgehört, davon zu träumen, mit unserer kleinen Familie dorthin zu ziehen. Das Reisen innerhalb Europas wird allmählich wieder einfacher, und wir beschließen, dass es endlich an der Zeit ist, einen Trip durch Portugal zu planen.

Uns gefällt beiden die Idee, einen Monat lang im Van unterwegs zu sein, um das Land besser kennenzulernen, und wir beginnen, unsere Route zu planen. Auch nach all dieser Zeit halte ich weiterhin an meinem Traum fest, nach Portugal zu ziehen – doch ich verspüre keinen Druck, es eilig zu haben. Ich habe gelernt, dass gute Dinge Zeit brauchen.

 

Ein Monat Vanlife in Portugal

Endlich, im März 2022, leihen wir uns ein Wohnmobil und reisen einen Monat lang durch Portugal. Wieder einmal wird dieses Land zu einem Ort der Heilung für mich. Ich fühle mich hier zu Hause, und ich bin überglücklich, dass auch mein Partner sich ein Leben in Portugal vorstellen kann. Wir genießen es sehr, das Land zu erkunden, und besonders die Algarve hat es uns beiden angetan. Mein Traum beginnt sich mehr und mehr wie ein Ausblick auf unsere Zukunft anzufühlen – irgendwie weiß ich, dass wir unseren Weg finden werden.

Zurück in Amsterdam

Wir sprechen viel über Portugal, träumen davon, uns einen eigenen Campervan zu kaufen und damit an freien Tagen kleine Reisen durchs Land zu unternehmen. Wir stellen uns ein Leben vor, das sich größtenteils draußen abspielt – und wie wunderbar es wäre, einen solchen Wandel im Lebensstil zu erleben.

Kurz nach unserer Reise wird es dann Zeit für meinen Partner, beruflich umzuziehen – und wir hoffen, dass dies unsere Chance ist, nach Portugal zu gehen.

Als er schließlich die Liste der möglichen Zielorte für seine Versetzung erhält, können wir unseren Augen kaum trauen: Drei von vier Optionen liegen in Portugal! Wir entscheiden uns, der Algarve die höchste Priorität zu geben – und ich beginne, noch detaillierter von unserem neuen Leben zu träumen. Es ist zwar nicht sicher, dass ihm unser Wunschort zugewiesen wird, aber ich habe ein gutes Gefühl dabei. Ich erinnere mich an das Lieblings-Mantra meiner Mutter: So wie es kommt, ist es richtig.

 

Ein Anruf verändert unser Leben

Kurz vor Weihnachten klingelt das Telefon meines Partners – es ist der Anruf, auf den wir so lange gewartet haben, der Anruf, der darüber entscheiden wird, wohin wir ziehen werden. Während ich dem kurzen Gespräch lausche, schlägt mein Herz bis zum Hals. Das Telefon ist auf Lautsprecher gestellt und ich muss mich zusammenreißen, nicht laut vor Freude zu schreien, als ich höre, welches Angebot ihm unterbreitet wird.
Nach Jahren der Hingabe und Träumerei reicht schließlich ein fünfminütiges Telefonat aus, um unseren Traum Wirklichkeit werden zu lassen: Wir ziehen in die Algarve!
Aufgrund der Art der Arbeit meines Partners wissen wir noch nicht genau, wann der Umzug stattfinden wird – nur, dass es irgendwann im kommenden Jahr sein wird.

Wir beschließen, dass es das Beste ist, eine weitere Reise nach Portugal zu planen – dieses Mal mit dem Ziel, die Region, in die wir ziehen werden, besser kennenzulernen. Wir wollen verschiedene Dörfer, Städte und Viertel erkunden, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo wir uns ein Leben vorstellen können. Ich finde ein wunderschönes Tiny House – eine restaurierte alte Mühle, die uns nicht nur Raum zum Arbeiten bietet, sondern auch zur Entspannung einlädt – und wir buchen sie für unseren Aufenthalt.

Im März 2023, mit dem ersten Flug der Saison, landen wir in Faro. Wir werden von Sonnenschein und blauem Himmel empfangen. Mit unserem Mietwagen fahren wir an der Küste entlang und durch kurvige Bergstraßen in Richtung der kleinen Mühle. Die Luft riecht nach Kiefern, und ich spüre sofort, wie mein Nervensystem sich beruhigt. In den nächsten vier Tagen fahren wir durch so viele Viertel wie möglich, vergleichen Online-Inserate von Häusern und Wohnungen mit dem, was wir in der Realität vorfinden. Wir lernen den Immobilienmarkt und die Umgebung rund um Faro besser kennen und stellen eine Liste unserer Lieblingsorte zum Leben zusammen. Unsere Abende verbringen wir mit Grillen über offenem Feuer, trinken Wein und lauschen dem Gesang der Zikaden.

Mit großer Vorfreude auf unsere nächsten Schritte kehren wir nach Amsterdam zurück. Wir warten gespannt auf die Mitteilung des Arbeitgebers meines Partners, die unser endgültiges Umzugsdatum festlegen wird. Wir wissen, dass wir nun anfangen müssen, alles für den Umzug vorzubereiten, denn der Tag des Umzugs kann sehr kurzfristig angekündigt werden – und wir müssen bereit sein, in wenigen Monaten aufzubrechen.

Mein Unternehmen in Portugal – Eine Masterclass mit Svenja

Ich stelle spirituellen Schmuck her – jedes Stück ein einzigartiger Talisman – und Haarschmuck aus Seidenblumen. Mein Unternehmen Dreamchild Jewelry ist mein Herzensprojekt. Es entstand aus der Asche meines Burnouts im Jahr 2019, und ich weiss,, dass es mit mir nach Portugal ziehen muss.
In Amsterdam habe ich gerade angefangen, meine Stücke auf Märkten zu verkaufen, und habe das Ziel, auch online zu verkaufen. Doch jetzt werde ich mein Leben in den Niederlanden auflösen, was auch bedeutet, mein Unternehmen abzumelden. Ich habe keine Ahnung, wie ich mein Geschäft (oder mein Leben) in Portugal organisieren soll, und die Informationen online sind überwältigend und unklar.

Meine beste Freundin war vor kurzer Zeit nach Lissabon gezogen und empfiehlt mir ihre Freundin Svenja:  „Sie ist darauf spezialisiert, Menschen beim Umzug ihres Lebens und Unternehmens nach Portugal zu begleiten“, sagt sie mir – und ich buche sofort eine Masterclass bei Svenja.
All meine brennenden Fragen werden beantwortet, und die Masterclass nimmt mir meine Ängste. Ich fühle mich motiviert und bereit, meinem Unternehmen in Portugal einen zweiten Start zu schenken.

Auswandern Portugal Solo Selbstständig

Zeit zum Ausmisten und Kisten Packen

Nun, da ich bereit war, mein Unternehmen abzumelden, ist der nächste Schritt, auszumisten und mit dem Packen zu beginnen. Ich habe in meiner Wohnung in Amsterdam die letzten zwölf Jahre gelebt – die letzten vier davon gemeinsam mit meinem Partner. Ich war in dieser Wohnung gewissermaßen erwachsen geworden, hatte verschiedene Lebensphasen hier durchlaufen und eine Menge Dinge angesammelt. Es war an der Zeit, loszulassen, und ich versprach mir selbst: Für jeden Gegenstand, den ich einpacke, werde ich einen anderen abgeben. Wir spenden und verkaufen Stück für Stück, bis wir unseren Besitz auf die Hälfte reduziert haben. Es fühlt sich großartig an, Dinge freizugeben, die mir nicht mehr dienen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Schließlich erhalten wir die Nachricht, die den ersten Arbeitstag meines Partners in Faro bestätigt – jetzt können wir mit der konkreten Umzugsplanung beginnen. Unser Ziel: Amsterdam bis Anfang Juni 2023 verlassen.

 

Eine Wohnung finden in der Hochsaison

Ich beginne mit der Suche nach unserem neuen Zuhause – doch da wir ab Juni etwas mieten möchten, also mitten in der Hochsaison in der Algarve, sind viele Wohnungen und Häuser nur zur Kurzzeitmiete ausgeschrieben – zu horrenden Preisen. Ich bin dank Amsterdam nicht schnell überrascht von hohen Mietpreisen, aber als mir für eine höchstens mittelmäßige Wohnung 1.000 Euro Miete pro Woche genannt wird, bin ich ehrlich schockiert.

Aufgeben ist keine Option. Während mein Partner beruflich unterwegs ist, packe ich tagsüber weiter unsere Umzugskisten und suche nachts, wenn ich vor Aufregung nicht schlafen kann, nach einer passenden Unterkunft. Es fällt schwer, nicht die Hoffnung zu verlieren – egal, wie viel Mühe ich mir gebe, ich finde einfach nichts Passendes für uns.

Gegen 3.30 Uhr morgens am 1. Mai 2023, liege ich erneut schlaflos im Bett, als sich ein vertrautes Gefühl einstellt. Ich weiß, jetzt ist der Zeitpunkt der Suche noch eine Chance zu geben, also öffne ich erneut die App, die ich für die Wohnungssuche nutze. Ich gebe unsere Suchkriterien ein, klicke auf „Suchen“, schließe die Augen und atme tief durch.
Als ich die Augen wieder öffne, hoffe ich, dass ich nicht träume: Das erste Suchergebnis ist ein wunderschönes Penthouse Apartment, mit atemberaubendem Meerblick, viel Außenfläche, erst vor wenigen Stunden online gestellt – und in unserem Budget!
Ich speichere das Inserat, schicke den Link sofort an meinen Partner, stelle mir einen frühen Wecker und zwinge mich, etwas zu schlafen.

Am nächsten Morgen setze ich mich an meinen Schreibtisch, atme mehrmals tief durch und wähle die Telefonnummer aus dem Inserat. Der Besitzer nimmt ab – er spricht kaum Englisch, dafür aber perfektes Französisch. Mein Französisch ist begrenzt, aber ich schaffe es, ihm zu erklären, dass mein Partner Franzose ist und dass wir die Wohnung lieben.
Er ist unglaublich freundlich und bittet mich, ihm eine WhatsApp-Nachricht zu schicken.
Ich rufe meinen Partner an – auch er ist begeistert von der Wohnung – und wir beschließen, eine Besichtigung per Videoanruf zu arrangieren.

Am 2. Mai 2023 besichtigen wir die Wohnung per WhatsApp-Videoanruf – mein Partner ist aus Frankreich zugeschaltet, ich sitze in unserem Wohnzimmer in Amsterdam.
Die Wohnung gehört einem lieben portugiesischen Ehepaar, das im Haus nebenan wohnt. Wir lachen viel während der Besichtigung, alle verstehen sich gut, und die Wohnung sieht genauso schön aus wie auf den Fotos. Die Besitzer haben keinerlei Problem damit, dass wir einen Hund haben, und heißen uns herzlich willkommen.
„Das ist es“, flüstert meine Intuition.

Mein Partner schreibt am nächsten Tag eine Nachricht, um unser Interesse zu bestätigen – und nur wenige Tage später unterschreiben wir den Mietvertrag, ohne die Wohnung je persönlich betreten zu haben.

Der große Umzug

Nachdem uns mehrere Umzugsfirmen rund 10.000 € für einen einzigen LKW-Transport von Amsterdam an die Algarve quotieren, entscheiden wir uns, den Umzug selbst zu übernehmen.

Wir mieten einen Lagerraum in der Nähe unserer Wohnung. Alles, was wir behalten wollen, wird sorgfältig verpackt und dort eingelagert. Wir passen die Größe des Lagers an die des Transporters an, den wir später mieten wollen – eine gute Methode, um sicherzugehen, dass alles, was wir mitnehmen möchten, auch tatsächlich hineinpassen wird. Außerdem hilft es uns, die Wohnung weiterhin bewohnbar zu halten und nicht an jeder Ecke über Umzugskartons zu stolpern. Wir leben im vierten Stock eines alten Hauses in Amsterdam, mit vielen sehr steilen Treppen – und ohne Aufzug. Jede Woche tragen wir so viele Kisten wie möglich hinunter, verladen sie in unseren kleinen Twingo und bringen sie ins nur fünf Minuten entfernte Lager.

Ein paar Tage bevor es losgeht, kommen die Eltern und ein Cousin meines Partners aus Frankreich, um uns zu helfen. Gemeinsam bringen wir die letzten Dinge ins Lager, verkaufen die letzten großen Möbelstücke, die wir nicht behalten wollen, bringen übrig gebliebene Sachen zur Spende oder zum Recyclinghof und putzen unsere alte Wohnung gründlich.
Es braucht fünf Personen und drei volle Tage, bis die Wohnung, in der ich so lange gelebt habe, komplett leer und sauber ist.

Zum Glück finden die Eltern meines Partners eine Autovermietung, bei der wir den LKW in Amsterdam abholen, aber in Faro zurückgeben können.
Es dauert noch einen weiteren ganzen Tag, um alles, was wir behalten, vom Lager in den LKW zu laden.

Am frühen Morgen des 3. Juni 2023 gehe ich ein letztes Mal durch unsere Amsterdamer Wohnung, bevor ich die Tür abschließe und die Schlüssel in einen weißen Umschlag lege, adressiert an die Immobilienagentur, die das Haus verwaltet.

Mein Partner und ich fahren in die Innenstadt von Amsterdam und ich werfe den Umschlag mit den Schlüsseln in den Briefkasten der Agentur. Ich drehe mich um und sehe die Sonne über dem Kanal aufgehen. Die Stadt sieht wunderschön aus– ruhig und friedlich. Ich gehe näher ans Wasser heran und mache ein letztes Foto vom Kanal im Licht der aufgehenden Sonne, bevor ich zurück ins Auto steige.

Wir fahren zwei Tage lang – die Eltern meines Partners im LKW, mein Partner, sein Cousin und ich im treuen Twingo. Das Auto, mit dem wir unzählige Roadtrips gemacht haben, bringt uns nun in unser neues Zuhause, 2.422 km entfernt.
Ich habe keinen Führerschein, also nutze ich die Zeit auf der Straße, um über mein Leben in Amsterdam zu sinnieren und mir die ersten Tage in Faro vorzustellen: wie wir unser Zuhause einrichten, barfuß durch den Sand laufen und gemeinsam auf unserer Dachterrasse sitzen und den Zikaden lauschen.

Als wir die portugiesische Grenze überqueren, trifft mich plötzlich eine Welle der Unsicherheit. Was, wenn ich die Wohnung betrete – und sie mir nicht gefällt? Ein Was wäre wenn… führt zum nächsten. Zum Glück schaffe ich es, den Gedankenstrudel zu stoppen, und sage mir immer wieder: Was, wenn alles gut wird?

Wir kommen gegen 23:45 Uhr am 5. Juni 2023 an unserer neuen Adresse an. Vier Jahre, nachdem ich das erste Mal von einem Leben in Portugal geträumt habe. Unsere Vermieter stehen draußen, winken und lächeln, als wir in die Straße einbiegen. 

Als wir die Wohnung zum ersten Mal betreten, kann ich nicht anders – ich beginne zu weinen. Tränen des Glücks und der Erleichterung laufen mir über das Gesicht, während ich durch unser neues Zuhause gehe. Ich denke: Wir haben es geschafft. Wir sind zu Hause.

 

Das Leben beginnt am Ende deiner Komfortzone

Das erste Jahr stellt mich – und uns als Paar – auf die Probe. Es ist eine emotionale Achterbahnfahrt und es braucht Zeit, bis wir wirklich angekommen sind und sich alles gefügt hat. Geduld, Durchhaltevermögen, ein offener Geist und ein offenes Herz sind entscheidend, um all die Herausforderungen auf dem Weg zu meistern.

Ich fühle mich unglaublich gesegnet, diesen Schritt mit meinem Partner an meiner Seite gemacht zu haben. Unser Umzug nach Portugal hat uns erneut gezeigt, was für ein starkes Team wir sind – und dass wir alles, was wir uns vornehmen, Wirklichkeit werden lassen können. Inzwischen leben wir schon fast zwei Jahre in Portugal und haben unseren Rhythmus gefunden – unsere Menschen, unseren Frieden.

Bald ist es Zeit, meinen Reisepass und Personalausweis zu erneuern – und zum ersten Mal wird keine deutsche Adresse mehr auf meinen Dokumenten stehen. Während all meiner Jahre in Amsterdam war noch immer die Adresse meiner Eltern in Deutschland eingetragen.
Doch nach dem Tod meiner Mutter ist mein Stiefvater umgezogen, und ich habe beschlossen, alle Verbindungen nach Deutschland zu kappen. Ohne meine Mutter fühle ich keine Verbindung mehr zu dem Land. Also habe ich mich vor dem Umzug nach Portugal komplett aus Deutschland abgemeldet. Mein Name steht jetzt auf der Liste der im Ausland lebenden deutschen Staatsbürger*innen. Das ist gleichermaßen befreiend wie beängstigend. Der Gedanke daran, meine neuen Dokumente hier zu beantragen, kann manchmal ziemlich stressig sein. Wie alle neuen Erfahrungen bringt es ein paar Ungewissheiten mit sich – und vielleicht auch ein paar Stolpersteine – aber ich vertraue darauf, dass am Ende alles gut wird.

Was mir dieser Umzug beigebracht hat

„Den einzigen Frieden, den du auf dem Gipfel des Berges findest, ist der, den du in dir trägst.“

Es ist so wichtig, in einer Umgebung zu leben, die zu den eigenen Bedürfnissen passt – denn sie beeinflusst die Lebensqualität enorm. Folge immer deinen Träumen.

Zu wissen, wann man um Hilfe bitten sollte und Hilfe annehmen zu können, ist ein Zeichen von Erwachsenheit. Und der Schlüssel für einen reibungslosen Übergang – nicht nur beim Umzug selbst, sondern auch beim Ankommen in einem neuen Land. Ohne die Unterstützung unserer Familie und Freunde wäre unsere Erfahrung eine ganz andere gewesen.

Mein Umzug ins Ausland als Studentin war eine völlig andere Erfahrung als der Umzug mit einer kleinen Familie. Je mehr man sich irgendwo verwurzelt hat, desto schwieriger wird es, sich wieder zu entwurzeln. 

Ich habe durch diesen Umzug viel Empathie für Menschen entwickelt, die in einem Land leben, dessen Sprache sie (noch) nicht sprechen. Diesmal fällt es mir viel schwerer, die Sprache zu lernen. Von Deutsch zu Englisch und dann zu Niederländisch – das ging für mich ganz leicht. Als ich nach Amsterdam gezogen bin, habe ich innerhalb von vier Monaten fließend Niederländisch gesprochen. Damals konnte ich kein Verständnis für Menschen aufbringen, die in einem Land leben, ohne die Sprache zu beherrschen.
Jetzt muss ich neben meiner Arbeit und anderen Verpflichtungen Zeit finden, um Portugiesisch zu lernen. Ich kann nicht, wie früher, monatelang täglich einen Sprachkurs besuchen – und das verlangsamt meinen Lernprozess. Auch fehlt mir eine feste Lerngruppe, mit der ich täglich sprechen und üben kann – was das aktive Sprechen deutlich erschwert.

Kulturelle Unterschiede kann man überwinden, wenn man ihnen mit Güte und ohne Urteile begegnet.

Das Leben findet immer einen Weg – wenn man es lässt. 

Wer den Mut hat, dem Ruf des Herzens zu folgen, dem schenkt das Leben mehr als nur ein einziges Dasein.


Autorenprofil:

Jeevan Prema

Ich unterrichte Yoga mit Herz, spiele Handpan für die Seele und kreiere Schmuck, der Geschichten erzählt.

Geboren und aufgewachsen in Deutschland, lebte ich anschließend 14 Jahre im bunten Amsterdam, bevor ich meinem Herzen erneut folgte – und nun das Leben unter der Sonne in der Algarve genieße. Zwischen Abenden in meiner Hängematte, Vanlife Abenteuern und Meeresrauschen habe ich mein Glück gefunden – gemeinsam mit meinem Partner Guillaume und unserer Hündin Moksha.

Instagram

@patcha.nanaa

@dreamchild_jewelry

Von der Schweiz nach Portugal – Eine Auswanderung mit der ganzen Familie

[Gastartikel von Angélique Monteiro]

Auswanderung war in meiner Jugend immer wieder ein Thema, jedoch nie konkret und nicht nach Portugal. Als Kind verbrachte ich jeden Sommer fast einen Monat in Griechenland, in einem ruhigen Ort am Meer, der kaum von Touristen besucht wurde. Meine Eltern äusserten oft den Wunsch, ihren Ruhestand in Griechenland zu verbringen, und für mich stand fest, dass ich sie begleiten und die Strassenhunde dort unterstützen würde.

Doch es kam alles ganz anders….

Angie

Nach der Schule machte ich eine Ausbildung im Gastgewerbe und danach lebte ich fast ein Jahr in den USA bei meinem Onkel und seiner Familie der auch ein „Auswanderer“ ist. Als ich zurück in die Schweiz kam, begann ich Hotel Management zu studieren und es zog mich nach einiger Zeit für ein Praktikum nach Zermatt. Dort lernte ich einen jungen Mann kennen, einen Portugiesen (mein jetziger Mann😉).

Ich hatte vorher nie grosse Berührungs-Punkte zu dieser Nationalität und kannte Portugal gar nicht. Dieser Teil der Schweiz hatte zu dieser Zeit sehr viele Portugiesen, die fast alle im Gastgewerbe arbeiteten. Es war nicht einfach, denn ich konnte kein Portugiesisch und er fast kein Deutsch oder Englisch, doch die Sprache der Liebe siegte und wir verliebten uns.

Nach einigen Jahren zog ich zurück in die Nähe meiner Eltern, da mein Vater schwer erkrankte. Ich brach mein Studium ab und orientierte mich neu in einem Bürojob. Während dieser Zeit absolvierte ich verschiedene Weiterbildungen, unter anderem in Buchhaltung und Tierschutz, und schliesslich fand ich meinen Weg ins Human Ressource.

Meine Liebe zu Portugal

Die Eltern meines Mannes lebten in Portugal und ich wollte das Land unbedingt kennenlernen. Interessanterweise zeigte mir mein Mann zuerst die Algarve, obwohl er aus dem Norden stammte. (Ich vermute, er wollte mich mit dem warmen Meerwasser beeindrucken.) Das Meer und die Landschaft gefielen mir sehr gut, jedoch konnte ich mich nicht so recht mit den Menschen anfreunden, die Region schien mir zu touristisch. Der Funke sprang nicht über und ich war etwas enttäuscht.

2007 verstarb mein Vater, der ganze Leidensweg nahm mich sehr mit. Ich brauchte Abstand und mein Mann brachte mich zu seinen Eltern in ein kleines Bergdorf in Nordost-Portugal. Es war ruhig, schön, viele Tiere und herzliche Menschen. Wir unternahmen Ausflüge in der Region. Dort begann meine grosse Liebe für Portugal.

2014 wurde unser Sohn geboren. Wir reisten häufiger nach Portugal, damit die Grosseltern Zeit mit ihm verbringen konnten. Ich suchte interessante Orte von Alentejo bis Geres aus, die wir besuchten. So lernte auch mein Mann sein Land besser kennen.

Unser Sohn hatte grosse Schwierigkeiten im Kindergarten, die sich in der Schule verschärften. Obwohl das Schweizer Schulsystem gut ist, passte es leider nicht zu unserem Sohn. Er litt sehr unter der Umgebung. Wir wussten, dass sich etwas ändern musste und suchten nach Möglichkeiten, wie z.B. einen Umzug in eine Region mit besserer schulischer Unterstützung.

Ich startete neben meinem Human Ressource Job mir ein 2. Standbein aufzubauen, mit Networkmarketing und dem Partnerunternehmen Ringana. Ich lernte Carmen kennen, meine Mentorin, die bereits vor einigen Jahren nach Portugal ausgewandert ist. Sie zeigte mir immer wieder, dass es in Portugal möglich ist, unabhängig und frei zu arbeiten.

Podcast Leben in Portugal

Schicksal-Schläge können alles schnell verändern

Anfangs 2023 verstarben mein Schwiegervater und die Schwieger-Grossmutter unerwartet. Dies hat uns wieder mal mehr gezeigt, wie wenig Zeit sie tatsächlich mit unserem Sohn und uns verbringen konnten und wie schnell das Leben enden kann. Diese Ereignisse haben meinen Wunsch nach einem Neuanfang an einem anderen Ort, vorzugsweise in Portugal, weiter bestärkt.

Ich suchte einen neuen Job, der mich vom Pensum nicht ganz so beanspruchte und entschied mich bewusst für ein befristetes Arbeitsverhältnis. Nebenbei begann ich mich über die Selbstständigkeit in Portugal zu informieren. So lernte ich Svenja kennen und buchte einen Kurs bei ihr.

Auswandern Portugal Solo Selbstständig

Mein Mann haderte lange mit dem Gedanken zurück in seine Heimat zurückzukehren. Er verbrachte mehr Zeit von seinem Leben in der Schweiz und empfand dort eine finanzielle Sicherheit.

Weitere Hürden…

Es gab noch eine andere grosse Hürde und dies war meine Mama. Sie lebte aus gesundheitlichen Gründen seit Jahren mit uns zusammen. Ich wollte sie nicht allein in der Schweiz zurücklassen.

Während eines ruhigen Moments erzählte ich ihr von meinen Plänen und fragte sie, ob sie sich vorstellen könnte, uns zu begleiten. Sie war bereits einige Male mit uns in Portugal gewesen, aber ihre Vorliebe galt Griechenland, weshalb ihre Begeisterung zunächst verhalten war. Einige Wochen später kam sie jedoch unerwartet auf uns zu und sagte, dass es eigentlich keine schlechte Idee sei.

Im Sommer 2023 schickten wir meine Mutter für drei Wochen alleine in die Ferien in ein kleines Häuschen in einem ländlichen Gebiet. Gleichzeitig machten wir ihr die Region schmackhaft, in der wir uns vorstellen konnten, zu wohnen. Es sollte zwischen dem Dorf der Familie meines Mannes und dem Meer liegen.

Es wurden verschiedene Häuser besichtigt, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was uns bei einem möglichen Immobilienkauf erwarten würde (Tipp: unbedingt die Immobilien persönlich besichtigen, da die Fotos oft stark von der Realität abweichen). Das Ergebnis dieser Reise war, dass meine Mutter überzeugt war, diesen Weg gemeinsam mit uns und dem Hund zu gehen. Voraussetzung war ein Haus mit ihrem eigenen Bereich und einem Garten in einer eher ruhigen Lage.

Und plötzlich ging alles ganz schnell….

Im Herbst fanden wir unser Haus im Bezirk Aveiro, das näher am Meer lag als ursprünglich geplant. Im Winter unterzeichneten wir den Vertrag und Ende März war alles für den Umzug vorbereitet. Ende März kam der grosse Lastwagen aus Portugal, und das gesamte Hab und Gut wurde transportiert. Wir informierten unser Umfeld erst spät über diesen Schritt und vollzogen den Auszug beinahe unbemerkt.

Umzug Portugal

Einige Menschen, auch aus unserem näheren Umfeld, konnten diesen Schritt nicht verstehen. Sie fragten: „Wie kann man sein Kind aus einem stabilen Umfeld reissen? In ein Land ohne sicheren Job, schlechtem Gehalt und fremder Sprache? Und dann nehmt ihr auch noch die Oma mit?“ In solchen Momenten kamen mir auch Zweifel auf.

Waren die Zweifel begründet?

Unser Sohn wurde bereits Mitte April in eine staatliche Schule im Ort eingeschult, die wir im Vorfeld besichtigt und über deren System wir uns informiert haben. Er fand rasch Anschluss in einem Fussballverein sowie neue Freunde. Portugiesisch spricht er schon fast wie ein Einheimischer. Ich hatte niemals die Illusion, dass unser Sohn in Portugal „geheilt“ würde, sondern wollte lediglich, dass es ihm besser geht. Dies haben wir aktuell erreicht, auch weil in Portugal das Wohl des Kindes stärker im Mittelpunkt steht und die Menschen hier viel herzlicher sind.

Was mache ich hier eigentlich…

Ich habe mich in Portugal offiziell angemeldet mit Aufenthaltsbewilligungen und meine Selbständigkeit aufgenommen. Die Komfortzone zu verlassen und plötzlich auf sich allein gestellt zu sein, ist spannend, aber auch sehr herausfordernd. Nachhaltige frische, vegane Produkte & Supplements an mehr Menschen zu bringen und nebenbei Mensch und Tier im Glück, meinen Herzensverein zu unterstützen, ist eine super Kombination. Nebenbei übernehme ich kleinere Projekt aus dem Personalwesen, damit meine andere Leidenschaft auch nicht zu kurz kommt.

Meine Botschaft: ortsunabhängig, flexibel arbeiten kombiniert mit mehr Freiheit für Familie & Tiere, muss kein Traum sein, es braucht einfach MUT und Offenheit!

Seit Herbst besuche ich einen Portugiesisch-Kurs für Immigranten, da es mir sehr wichtig ist, die Sprache meiner neuen Heimat verstehen und sprechen zu können. Mein Ehemann kehrte für einige Monate in die Schweiz zurück, um neue Mitarbeiter an seiner ehemaligen Arbeitsstelle einzuarbeiten. Er arbeitet jetzt aber auch in Portugal.

Meine Mama geniesst die Ruhe, den Garten, die Natur und die Tiere. Sie hat sich noch nicht einmal über diesen Wegzug beschwert. Unser „kleiner Zoo“ wird auch grösser, wir haben auch schon Tiere „gerettet“. Einen Baby Hund, eine Babykatze und vier Babyschildkröten … und es folgen sicher noch mehr!

Familie Auswanderung

Was ich unbedingt erwähnen möchte, ich lebe in keiner «Expat-Bubble». Unser Ort ist ein kleines Fischerdorf, wo die Menschen sehr einfach leben. Ich versuche Kontakt mit Einheimischen zu pflegen, teilweise mit Händen und Füssen zu kommunizieren, da hier oftmals keine anderen Sprachen gesprochen wird. Ich habe aber zur Unterstützung meinen portugiesischen Mann an der Seite.

Fragen die ich mir selbst stelle:

Was hätte ich anders gemacht? Die Sprache in der Schweiz intensiver gelernt. Meine Selbstständigkeit und das Nebeneinkommen in der Schweiz schon intensiver „gepusht“.

Was hat mich überrascht? Portugal ist in vielen Bereichen moderner und fortschrittlicher als die Schweiz. Die Internetverbindung ist stabiler und schneller. Für zahlreiche Dienstleistungen stehen Apps zur Verfügung, sodass viele Prozesse online abgewickelt werden können, darunter Steuern, Versicherungen, Schule und medizinische Versorgung. Physische Post wird hier selten verschickt, weshalb die Briefkästen entsprechend klein sind.

Für alle Schweizer, man kämpft in der Provinz teilweise mit dem Nichtwissen des Schengen- Abkommens und wird nicht als EU angeschaut, also unbedingt den CH-PASS mitnehmen😉

Was schätze ich? Die freundlichen, hilfsbereiten und aufgeschlossenen Menschen. Die Nähe zum Meer bietet eine beruhigende Atmosphäre und der Alltag dreht sich nicht ausschliesslich um Arbeit und Wohlstand. Es herrschen vielmehr sonnige Tage und eine entspanntere Lebensweise.

Was vermisse ich? Eigentlich vermisse ich wenig, ausser meine Freunde, den Schweizer Käse und die sauberen Strassen. Es könnte einfach an meiner Einstellung und der Neugier liegen, Neues kennenzulernen und nicht an alten Mustern festzuhalten.

Was mich stört?  Der schlechte Umgang gewisser Menschen mit den Tieren. Teilweise langsame und komplizierte Bürokratie und Unzuverlässigkeit. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die Kälte in gewissen Häusern.

Was habe ich hier bis jetzt erreicht habe, was ich in der Schweiz nicht hatte? Mehr Zeit und Flexibilität für unser Kind durch meine selbstständige Tätigkeit. Ein Kind, das gerne zur Schule geht und zufriedener ist. Der Wunsch, mehr Tiere zu halten und ein eigenes Haus zu besitzen, was in der Schweiz nicht möglich gewesen wäre. In der Schweiz ging es uns gut, aber wir mussten sehr viel arbeiten und am Ende des Monats blieb nur wenig übrig.

Würde ich es wieder machen? Eine Auswanderung erfordert viel Mut und Energie. Es gibt immer wieder Momente, in denen Hürden überwunden werden müssen, aber JA ich würde es wieder tun!

Angie Portugal

 


Autorenprofil:

Angélique Monteiro

Angie ist anfangs 2024 nach Portugal ausgewandert. Sie möchte zeigen, dass solche Veränderungen Mut und Überwindung brauchen, es aber auch eine grosse Chance sein kann.
Es gibt berufliche Alternativen, die mehr Flexibilität bringen, wenn man offen ist. Ihre Mission ist es, Menschen, zu zeigen, dass es nicht immer 08/15 sein muss.

Angie´s Links

Meine Erfahrung vom Auswandern: Wie Portugal mein Leben verändert hat

[Gastartikel von Janine Rudhart]

Wie soll dein Leben im Ausland aussehen?

In diesem Artikel erzähle ich dir von meinen Erfahrungen rund um das Thema Auswandern nach Portugal. Ich teile mit dir meine Learnings nach fast 5 Jahren leben und arbeiten in Portugal.

  • Wie kam es überhaupt dazu?
  • Auswandern nach Portugal – aber wohin?
  • Mein größtes Hindernis vor der Auswanderung
  • Warum ich in Portugal nicht so weitermachen wollte, wie in Deutschland
  • Wie verdiene ich heute mein Geld?

Wie alles begann

Februar 2020
Für meinen Partner und mich begann ein großes Abenteuer. Gerade vor dem Corona-Ausbruch zogen wir für zwei Jahre nach Porto, einer Stadt, die mit ihrem Charme und ihrer Kultur sofort unser Herz eroberte. In Deutschland arbeiteten wir in einem großen amerikanischen Konzern, der uns einen Entsendungsvertrag für zwei Jahre anbot. Wir waren voller Vorfreude, doch uns war auch klar, dass wir nach zwei Jahren wieder zurück nach Deutschland gehen würden.

Ich hatte nie den Traum von einer Auswanderung

Nie in meinem Leben hatte ich den Traum von einer Auswanderung. Aufgewachsen im schönen Allgäu, konnte ich mir nicht vorstellen, jemals wegzuziehen. Ich liebte es zu reisen – Bali und Thailand waren meine Lieblingsziele und in jedem Urlaub hatte ich mal kurz diese Gedanken, wie schön es doch wäre am Meer im Warmen zu leben. Doch eine Auswanderung schien mir unmöglich. Viel zu sehr hing ich an meiner Familie und Heimat.

Unsere neue Heimat

Trotz meiner anfänglichen Skepsis fühlte ich mich in Porto von Beginn an wohl. Alle meine Bedenken waren umsonst. Wir fanden eine tolle Wohnung und besuchten eine Sprachschule, um schnell die Sprache zu lernen. An den Wochenenden waren wir im wunderschönen Douro-Tal oder erkundeten einfach unsere neue Heimatstadt. Obwohl ich kein Stadtmensch bin, habe ich mich in Porto von Anfang an wohlgefühlt. Die entspannte Lebensweise, das Essen, die herzlichen Menschen und natürlich das Meer in der Nähe – wir hatten uns schnell in dieses Leben verliebt.
Doch je mehr Zeit wir hier verbrachten, desto mehr wuchs unser Wunsch, in Portugal zu bleiben. Im Juni 2020 verbrachten wir unseren ersten Urlaub an der Algarve und im September dann in Setúbal. Jedes Mal lernten wir Portugal mehr kennen und unser Wunsch, hier zu bleiben, wurde noch größer. Immer wieder hatten wir den Gedanken: „Wie schön wäre es, alles in Deutschland aufzugeben und einfach hier zu bleiben!“

Mein größtes Hindernis vor der Auswanderung

Umso mehr unsere Zeit in Porto vorbeiging, desto schwerer wurde für uns der Gedanke, wieder zurück nach Deutschland und zurück in unser altes Leben zu gehen.
Das Thema Auswanderung wurde immer konkreter.
Ein Thema bereitete mir jedoch große Ängste: Welche beruflichen Möglichkeiten habe ich hier? Kann ich meinen sicheren Job wirklich nach 14 Jahren kündigen? Ohne einen genauen Plan zu haben?

Mir war klar, dass ich hier für meinen deutschen Arbeitgeber nicht weiterarbeiten konnte. In Portugal angestellt sein, kam für mich aber auch nicht infrage, da die Gehaltsbedingungen hier viel schlechter sind als in Deutschland.

Außerdem wollte ich hier nicht so weitermachen, wie ich in Deutschland aufgehört habe: Ständig gestresst von der Arbeit, 50 Stunden die Woche im Büro verbringen, keine Zeit für Dinge, die mich glücklich machen.

Für mich war es schon immer wahnsinnig faszinierend, wenn Menschen ortsunabhängig arbeiten und ihren Alltag selbst gestalten können. Warum sollte das also nicht auch für mich möglich sein?

Auswandern nach Portugal – aber wohin?

Einige Regionen von Portugal hatten wir bereits kennengelernt – aber noch nicht das Zentrum.
Im Frühling 2021 nutzten wir unseren Urlaub um 2 Wochen auch diese Region besser kennenzulernen. Unsere erste Woche verbrachten wir in einer wunderschönen Quinta, die von deutschen Auswanderern geführt wird – 20 KM von unserem heutigen Zuhause entfernt, genau zwischen Lissabon und Porto. Die Natur war atemberaubend: Flüsse, Wasserfälle, Seen. Und dazu diese Ruhe hier. Für uns stand fest: Wenn wir in Portugal bleiben, dann hier im Grünen.

Wenn ich heute mit anderen Auswanderern spreche, stelle ich immer wieder fest: Für viele bedeutet eine Auswanderung nach Portugal automatisch ein Leben an der Algarve. Dabei ist Portugal so ein vielfältiges Land und hat weitaus mehr zu bieten.

Wir werden auswandern!

Im September besuchten wir dann erneut diese Region mit einem klaren Ziel: Wir wollten Immobilien besichtigen. Wir haben wochenlang gesucht, viele Termine vereinbart und waren uns sicher, dass etwas für uns dabei sein wird.
Jedoch war es sehr frustrierend. Wir fanden nichts Passendes und enttäuscht fuhren wir wieder zurück nach Porto. Als wir es schon fast aufgegeben hatten, entdeckten wir da plötzlich dieses Haus mit großem Garten, Eukalyptuswald und Weinberg. Anfang Januar 2022 fuhren wir nochmal für einen Tag hierher und wagten einen letzten Versuch – denn für Februar hatten wir bereits unsere Flüge nach Deutschland, da unsere Entsendung endete.

Und bei dieser Besichtigung hatte ich direkt dieses Gefühl: Das könnte unser Zuhause werden. Das Grundstück war traumhaft! Der große Garten mit vielen Obstbäumen und Weinberg, die Ruhe hier – wir waren sofort begeistert. Danach ging alles sehr schnell. 2 Wochen später fuhren wir wieder 200 KM für einen Notartermin hierher. Und wenn ich heute zurückblicke, habe ich damals wohl erst zu diesem Zeitpunkt realisiert: Wir werden auswandern!

Welche beruflichen Alternativen habe ich in Portugal?

Zurück in Deutschland musste ich meinen Job im Controlling nach 14 Jahren kündigen. Dies bedeutete für mich zwar ein großer Schritt ins Ungewisse, aber ich freute mich auf die neue Herausforderung und vor allem darauf, mein eigenes Leben zu gestalten.

Die Auswanderung bedeute für mich:

  • Ein selbstbestimmtes Leben
  • Eine Arbeit, die sich meinem Alltag anpasst
  • Mehr Zeit für unser Leben & Dinge, die mich glücklich machen

Einige Wochen später lernte ich mein heutiges Partnerunternehmen Ringana kennen und erkannte sofort die Chance dahinter. Das Unternehmen, die Nachhaltigkeit und die Produkte überzeugten mich direkt.
Natürlich hatte ich auch einige Zweifel & Ängste, da ich keinerlei Erfahrung & Vorkenntnisse in diesem Bereich hatte. Jedoch war mir auch klar: Ich werde nie herausfinden, ob diese Arbeit zu mir passt, wenn ich es nicht einfach ausprobiere.

2,5 Jahre später

Inzwischen leben wir seit 2,5 Jahren im grünen Herzen von Portugal, zwischen Weinbergen und Eukalyptuswäldern und es hat sich einiges getan. In unserem Haus haben wir viel renoviert und unser Garten ist unser kleines, grünes Paradies.
Wir lieben das ruhige Landleben und genießen es, nun mehr Zeit für Dinge zu haben, die uns glücklich machen.

Und auch beruflich habe ich vor 2,5 Jahren die richtige Wahl getroffen. Eine Arbeit zu haben, die sich meinem Leben anpasst und ich meinen Alltag selbst gestalten kann, ist heute mein größter Luxus. Inzwischen darf ich mit meiner Arbeit auch andere Menschen auf diesem Weg begleiten, die auch von einer Auswanderung träumen und ein ortsunabhängiges Einkommen aufbauen möchten. Meine Mission ist es, anderen Menschen zu zeigen, dass es berufliche Alternativen gibt und es sich immer lohnt, auch mal neue und unbekannte Wege zu gehen.

Dieser Weg hierher war nicht immer einfach und hat einige Herausforderungen mit sich gebracht, aber heute weiß ich: Jeder Schritt hat sich gelohnt. Die Freiheit und Selbstbestimmung, die ich heute habe, ist unbezahlbar.

 


Autorenprofil:

Janine Rudhart

Janine arbeitet seit 2022 im Network Marketing bei Ringana und unterstützt andere Menschen dabei, ein ortsunabhängiges und flexibles Einkommen aufzubauen.
Ihre Mission ist es, Menschen, die auch von einer Auswanderung und mehr Freiheit im Leben träumen, zu zeigen, dass es berufliche Alternativen zum Angestelltenjob gibt – auch ohne Erfahrung und Vorkenntnisse.

Janine´s Instagram Account

Auswandern nach Portugal: Meine Erfahrung – Würde ich es wieder tun?

[Gastartikel von Anne Isaac]

Ist das Auswandern nach Portugal eine Erfahrung, die auf dich wartet?

In diesem sehr persönlichen Artikel erzähle ich dir von meinen Erfahrungen rund um das Thema “Auswandern nach Portugal”. Ich teile mit dir meine Erkenntnisse und Learnings nach über vier Jahren leben und arbeiten in Portugal.

Wie kam es dazu? Wie habe ich mich vorbereitet? Wie und wo lebt es sich gut? Wie verdiene ich mein Geld?

Achtung: Ich möchte hier niemandem auf den Schlips treten. Es gibt genauso viele Erfahrungen wie es Menschen gibt, die schon nach Portugal ausgewandert sind. Hier teile ich meine persönliche Geschichte – deine ist oder wird anders sein. Ich freue mich, wenn meine Erfahrungen dich inspirieren, motivieren, Fragen klären und dich vor dem ein oder anderen Hindernis bewahren.

 

Erfahrung ausgewandert Portugal

Deshalb bin ich nach Portugal ausgewandert 

Oktober 2019. Ich bin gerade aus Indien zurück. Mal wieder dachte ich: ‚‚Aus dem Leben in Deutschland, in meinem (sicheren) Hamsterrad, muss ich raus. Ich werde nicht glücklich.“

Der Gedanke war kein neuer.  

Seit Jahren stellte ich mir Fragen wie: 

  • „Wie wäre es, woanders zu leben?”
  • „Da, wo immer die Sonne scheint. Wo die Leute entspannter sind.”
  • „Da, wo einfach alles irgendwie leichter zu sein scheint.” 

Kurze Zeit später verabredete ich mich mit einer Freundin Alexandra zu einem kreativen (und lebensverändernden) Wochenende mit Kuchen, gutem Essen, Wein, Tee, entspannter Musik, viel Papier, noch mehr Stiften und alten Magazinen. 

Wir haben unsere Visionen aufs Papier gebracht.

 

Wie ein Visionboard meine „nach-Portugal-auswandern-Erfahrung“ initiierte

Sonntagabend, Mitte November 2019:

 „Alex, wenn ich auf mein Visionboard gucke, hat das mit meinem aktuellen Leben nichts zu tun. Ich muss auswandern, sonst ändert sich nichts.”

Eine Woche später:

“Ich wandere nächstes Jahr im Oktober nach Indien (!!!) aus. 

Bis dahin ziehe ich in eine WG, um Mietkosten zu sparen, verkaufe Step by Step all die Dinge, die ich nicht mehr brauche und kündige unnötige Verträge

Kurzum: Ich gebe hier alles dran und wandere zu 100 % aus.

Schnell wurde mir klar, dass Indien mir doch zu krass ist und ich entschied mich intuitiv für Portugal. Auch das Zieldatum habe ich um einige Monate nach vorne geschoben: Im Juni wollte ich los – pünktlich zum Sommer.

Eine wahnsinnige Beziehung zu dem Land hatte ich vorher nicht. 

Zwei Jahre vorher war ich in einem der zig Surfcamps, die sich an der gesamten Küste aneinanderreihen, um zu testen, ob ich auch eines der Surfergirls werden möchte. (Ich bin es bis heute NICHT.) 

Lissabon und Porto kannte ich durch Städtetrips.

Portugal fühlte sich einfach richtig an. Ich mochte den Gedanken, in diesem kleinen Land am Rand von Europa zu leben. 

Die Menschen, die mich gut und lange genug kennen, waren über meine Entscheidung wenig überrascht. Anstatt großer Zweifel (Was ist mit deiner Rente?…) bekam ich überwiegend Zuspruch: Das bist eben du!

 

Als Deutsche nach Portugal auswandern: So habe ich mich vorbereitet – anders als du denkst!

Meine Entscheidung war intuitiv.

Ein paar wenige Gedanken habe ich mir vorher trotzdem gemacht. 

Möglicherweise geht es dir ganz anders: 

Du denkst darüber nach, nach Portugal auszuwandern, während ein Konglomerat an Gedanken wie

  •  “Wo wohne ich?” hinzu 
  • “Wie verdiene ich Geld?” 
  • ”Gibt es da auch Ärzte?” oder 
  • “Was ist mit meiner Krankenversicherung, Rentenversicherung, Lebensversicherung und Haftpflichtversicherung…?” 

die dich überrollen und jegliche Träume verflüchtigen lassen.

Ich kann dir keinen Masterplan geben. Ebenso wenig kann ich dir verraten, ob 

  • der Schritt, nach Portugal auszuwandern, richtig für dich ist,
  • auswandern nach Portugal dein Leben langfristig bereichern wird,
  • du in Portugal glücklich-er als in Deutschland wirst.

Ich weiß es nicht. Niemand weiß es!

Deine Entscheidung kann dir niemand abnehmen. 

Weder dein Freund, deine Kollegin noch deine Eltern. Es ist dein Leben und du bist dafür verantwortlich. Für deine Träume, für dein Glück und auch für mögliche Fehltritte.

Meine Erfahrungen und Herangehensweisen können dich motivieren und inspirieren oder dir aufzeigen, was du definitiv anders machen würdest.

Du bist du und du wirst deinen Weg gehen – so oder so. 

Was ich dir jedoch unbedingt ans Herz legen möchte: 

Ein paar realistische Gedanken außerhalb der Leben-in-Portugal-Traum-Blase können deiner Erfahrung, nach Portugal auszuwandern, einige Situationen voller Frust, Ärger und Sorgen nehmen. 

  • „Wann melde ich mich um, wie melde ich mich um und muss ich das überhaupt?”
  • „Wie kann ich mich krankenversichern?
  • „Ich bin selbstständig. Wie läuft das in Portugal?”
  • „Wie kann ich dort sonst Geld verdienen? Wo kann ich inPortugal arbeiten und geht das überhaupt?”
  • „Kann ich mir ein Leben an meinem Wunschort finanziell (ganzjährig) leisten?”

So, jetzt verrate ich dir meine sehr intuitive Step by Step-Anleitung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. 

 

Wandern in Portugal

Ich hab alles losgelassen und bin nach Portugal ausgewandert

Kurz nachdem meine Entscheidung gefallen war, begann meine Erfahrung „Auswandern nach Portugal”.

Ich habe meine Wohnung und meine Anstellung als Krankenschwester gekündigt

Weil ich es liebe, aufzuräumen und auszumisten, hatte ich keine großen Probleme, meine Wohnung aufzulösen. 

Du denkst jetzt:

 „Was? Nicht im Ernst! Ich liebe alles, was ich habe! Alles soll und muss mit!”?

Nein , das heißt nicht, dass ich dir als Non-plus-Ultra empfehle, dich von allem zu trennen .

Wer weiß, vielleicht hast du die finanziellen Möglichkeiten, deine Einrichtung mitzunehmen, weil du bereits im Voraus ein schönes neues Zuhause finden konntest. 

Wenn es dir schwerfällt, dich von Dingen zu trennen oder du zunächst zur Probe nach Portugal auswandern willst, reicht vielleicht auch ein achtsames Ausmisten und Hinterfragen, was wirklich wertvoll für dich ist und unbedingt mit dir nach Portugal kommen soll. 

Es fühlte sich frei und richtig an

als ich mich von fast allem gelöst habe.

Mein Plan wurde greifbar–  im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar.

Bevor ich Ende Mai 2020 in den Flieger gestiegen bin, ging es emotional auf und ab. Nicht aus Angst oder schwindendem Mut, den es braucht. Vielmehr wegen der generellen Unsicherheit, die die Pandemie zu der Zeit mit sich brachte.

 

Abmelden in Deutschland: Ein Commitment und keine halben Sachen

Wenige Tage bevor ich in Köln in den Flieger mit dem Ziel Lissabon gestiegen bin, habe ich mich offiziell in Deutschland abgemeldet:

Kein Wohnsitz in Deutschland. Keine Krankenversicherung. Keine Steuererklärungen mehr. Nichts.

Bisher habe ich in Portugal nicht viele getroffen, die den Weg genauso gegangen sind. Viele sind auch nach Jahren noch in Deutschland gemeldet, obwohl sie weit länger als 3 Monate in Portugal leben. Psst! Das ist nicht korrekt! 

So wie ich es mitbekomme, scheuen sich viele davor, sich in Deutschland abzumelden.

Denn einige vermeintliche Vorteile entfallen: Kein Kindergeld, Elterngeld, Arbeitslosengeld. Keine gesetzliche Krankenversicherung. 

Ich finde, wenn du langfristig in Portugal wohnen möchtest, gehört es dazu, fair zu sein und sich hier anzumelden (meine Meinung).

Und by the way: Genauso oft höre ich Zweifel bezüglich der Versorgung bei Krankheit etc. 

Kann ich verstehen und ich kann dich beruhigen. Denn: Auch hier gibt es Ärzte, die studiert haben

Ein ganz toller Kurs, der dir alle Sorgen nimmt, ist A Minha Saúde von Svenja. Top Empfehlung!

Ankommen in Portugal: Wohnen und Geld sparen

Bevor es losging, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wo ich zumindest für die erste Zeit in Portugal wohne und wie ich Geld verdienen (oder sparen) kann.

Über den Sommer habe ich in einem Yoga-Retreat-Haus gewohnt. Miete musste ich keine zahlen und Essen sollte ich gestellt bekommen. Dafür habe ich gearbeitet – und zwar viel.

Als fleißige Deutsche kam ich voller Enthusiasmus dort an. 

Mein Traum wurde wahr: Leben und arbeiten dort, wo andere Urlaub machen. 

Meine Motivation war die Triebkraft, die mich jeden Tag in aller Frühe aufwachen ließ und jede Arbeit an sich gerissen hat. Für die Hausbesitzer ein Gewinn: 

Ein hoch motiviertes deutsches Arbeitstier, dessen innerer Motor noch im Krankenhaus-Schichtdienst-Rhythmus pulsierte. 

 

Tipp: Wenn du darüber nachdenkst, als Volunteer deine Erfahrung zu machen, um das Auswandern nach Portugal – wenn auch nur auf Probe – einzuläuten, empfehle dir, vorher ganz klar mit deinem Host zu definieren, was deine Aufgaben und konkreten Arbeitszeiten sind und was du dafür wann bekommst (manchmal sogar Geld).

 

Du bist nicht der oder die Letzte nach mir, die mit dieser Idee und diesem Enthusiasmus. 

Viele nutzen das leider aus und lassen dich arbeiten – wenn du es nicht stoppst: pausenlos.

In der Summe habe ich es in der Art zweimal erlebt und einige andere Menschen getroffen, die ähnliches berichten. 

Doch ich will dir nicht die Vorfreude nehmen. Es gibt auch wirklich tolle Orte, an denen du ankommen kannst und das bekommst, was dir zusteht.

Meine anfängliche Volunteer-Phase durfte nach fast einem Jahr vorübergehen.

Ich wollte wieder “mein” Zuhause haben, wirklich ankommen…

 

Leben in Portugal

Wohnen in Portugal: Wohin mit mir? Leben an der Algarve und anderswo

Der Traum vom Auswandern nach Portugal kam ins Bröckeln. 

Wie die meisten Deutschen bin ich zu Beginn an der Algarve gelandet. 

Das Ankommen ist insofern ein einfaches Spiel, da die Algarve eine Blase aus Auswanderern ist und es kaum Verständigungsprobleme gibt. 

Im Hauch weniger Tage hat man neue Freunde aka Verbündete, die meisten mit ähnlichen Träumen und Missionen:

  • „Wir wollen Land kaufen.”
  • „Wir wollen eine Ruine umbauen.”
  • „Wir möchten Retreats anbieten.”
  • „Ich bin Yogalehrerin und Coach und möchte das hier anbieten.”

(Zu letzterem gehörte ich auch.)

Am Anfang hat mir das unheimlich gefallen, ich fühlte mich wohl und angekommen. Nach ein paar Monaten verblasste das Bild der perfekten Welt an der Algarve.

Auswandern an die Algarve: Der Klassiker und Sonne das ganze Jahr

Die Algarve ist wunderschön. Ich glaube, da sind wir uns einig. 

Viele glückliche Menschen beweisen, dass du das Glück dort suchen und finden kannst.

Meine persönliche Erfahrung war nach ein paar Monaten mehr frustrierend als einladend.

Im Sommer gab es kaum bezahlbaren Wohnraum und im Winter hauste ich in feuchten, kalten und schimmeligen Sommerhäusern.

Über die Wintermonate werden diese vermeintlichen Traumhäuser an Menschen wie mich – suchende Menschen mit dem Traum vom Auswandern oder Leben in Portugal – vermietet.

Achtung: Wenn du über ausreichend Ersparnisse oder Einkommen verfügst, mag das ganz anders für dich aussehen: 

  • Du kannst dir eine nach deutschem Standard isolierte Wohnungen leisten oder sogar ein Haus kaufen.
  • Du hast es warm, während es draußen regnet oder der feuchte Meereswind über dein Dach fegt. 

Nach mehreren freiwilligen und unfreiwilligen Umzügen, weil Touristen kamen, war der Frust groß: 

Aus dem “wirklich ankommen” und einem richtigen Zuhause wurde nichts.

Ich spürte, dass die Algarve langfristig keine Option für mich ist (zumindest nicht so lange, bis dass es über mir Geld regnet) oder mir ständiges Umziehen nichts mehr ausmacht.

So habe ich es gewagt, mich außerhalb der sicheren und bekannten “Algarve-Blase” umzuschauen und siehe da: 

Es gibt auch andere schöne Gegenden in Portugal. 

Für viele, vor allem Deutsche, meiner Erfahrung nach eine Überraschung.

 

In Portugal leben: Außerhalb der Algarve ist es auch schön

Tatsache! 

Leider ist es so, dass alles, was sich oberhalb von Lissabon befindet, für viele Auswanderer außerhalb der Vorstellungskraft liegt:

In Portugal leben heißt, an der Algarve leben.

Orte, bis auf Ericeira und Peniche, die ich meiner Familie oder Freunden in Deutschland (oder an der Algarve) nenne, sind größtenteils unbekannt – und: Überall ist es kalt und nebelig.

Inzwischen habe ich es mir in der Nähe von Nazaré gemütlich gemacht. Die Lage ist zentral. Lissabon, Tomar, Porto und andere sehenswerte Orte sind gut und schnell zu erreichen. 

Vor allem habe ich das Gefühl, in Portugal zu sein, weil die Erstsprache statt englisch oder deutsch portugiesisch ist. Ich sehe und kenne mehr Portugiesen als Nicht-Portugiesen.

 

Die Minuspunkte: 

Es gibt nicht an jeder Ecke Cappuccino mit Hafermilch, Avocado Toast, Yogastunden und Healing-Sessions in Hülle und Fülle (obwohl auch das – da möchte ich ehrlich sein – erfreulicherweise mehr wird).

Wie auch immer: Es lohnt sich, den Horizont zu erweitern

Vor allem, wenn du konkret darüber nachdenkst, nach Portugal auszuwandern.

Das Land ist wunderschön und hat viel zu bieten, wenn du bereit bist, es zu entdecken. Vor allem bietet es dir auch klimatische Überraschungen…

 

nach Portugal ausgewandert

 

Trugschluss: Portugal ist ein warmes Land

Ist es nicht. 

Ein Freund, der schon sehr lange in Portugal lebt, hat es einmal so ausgedrückt:

 Portugal ist ein kaltes Land mit einer warmen Sonne.”

Stimmt. (Meine Meinung).

Die Sonnentage, besonders an der Algarve, sind ohne Frage zahlreich – auch im Winter. 

Mediterrane, laue Sommernächte sind dafür eher selten.

Wenn du nach Portugal kommst – Sommer wie Winter, ob für länger oder nur kurz: Packe dir etwas Warmes ein!

Im Winter denke an eine warme Jacke, Mütze und Wärmeflasche (!!!!).

Du wirst dankbar sein! 

 

In Portugal arbeiten: Meine Erfahrung im Gemüseladen, als Künstlerin und Freelancerin

Es war ernüchternd.

Noch an der Algarve machte ich meine ersten offiziell bezahlten Arbeitserfahrungen.

In einem hippen Gemüseladen und Café habe ich für wenige Euro die Stunde gearbeitet.

Auf einem noch hipperen Campingplatz an der Südküste für genauso wenige Euro.

Es war schnell klar: Wenn ich hier arbeite – zu einem typischen lokalen Stundenlohn – kann ich mir hier kein Leben leisten.

(Ein Grund, warum in den immer teurer werdenden Orten, kaum noch “normal verdienende” Portugiesen leben. Wie auch?)

So beschloss ich, als Künstlerin, die aus lokalen Pflanzen Farben extrahiert und Secondhand Stoffe färbt, ein Kunstprojekt zu starten. 

Schließlich sah ich an der Algarve reichlich KünstlerInnen und Freigeister, denen dieser Lifestyle gelingt.

Das motivierte mich und ich war erfolgreich. Einige Menschen haben meine gefärbten Kleidungsstücke gekauft, ich habe Workshops gegeben und war auf Märkten.

Trotzdem: Davon konnte ich hier kein Leben finanzieren.

Neben dem Leben in einem neuen Land erkundete ich (gezwungenermaßen) auch neue berufliche Sphären:

Als Virtuelle Assistentin habe ich mich mit dem Laptop angefreundet und zurück zu einer schlummernden Leidenschaft gefunden: dem Schreiben.

Heute bin ich freie Texterin und Copywriterin.

Meine Mission ist es, Selbstständigen Zeit zu schenken, indem ich ihre Website-Texte, Blogartikel und Newsletter schreibe, während sie sich um ihre KundInnen kümmern können.

Jeder Text ist individuell, charaktervoll, lebendig und soll langfristig wirken.

Der Start in die Selbstständigkeit war wegen Unwissen und Überforderung ein Mix aus Neugier und Offenheit sowie Verzweiflung und Unsicherheiten.

 

Leben an der Algarve

 

Arbeiten in Portugal: Wie funktioniert das mit den Steuern?

Schwierig! Oder doch ganz einfach?

Sagen wir mal so: Wenn du anders als ich gut betreut und beraten bist, ist das alles kein Hexenwerk.

Wenn du es auf eigene Faust machst, kann es zum Hexenwerk werden.

Ich kann und möchte dir hier keine Beratung geben, dazu bin ich die Falsche, aber ich möchte dir sagen: Es lohnt sich, dich einmal richtig beraten zu lassen

Und zwar von Leuten, die Ahnung haben.

In Portugal arbeiten als Freelancerin:

Obwohl ich als  Freelancerin schon eine Weile in Portugal aktiv war, hat mir eine Fokus-Beratung mit Svenja wahnsinnig geholfen, um wirklich zu verstehen, was ich wann, wie und wo machen muss, wie ich Steuern berechnen kann und wie das ganze Sozialsystem überhaupt funktioniert.

Bis dahin habe ich mehr oder weniger erfolgreich versucht, alles selbst zu regeln und habe die Hilfe von hilfsbereiten Portugiesen gerne angenommen.

Das Problem: Viele konnten mir nur bedingt helfen, da sie selber keine Ahnung hatten, wie es für mich als Selbstständige, die in Portugal lebt und für deutsche Kunden arbeitet, funktioniert.

Andere Dinge sind für sie wiederum so selbstverständlich, dass sie nicht daran gedacht haben, mir die ein oder andere wichtige Information zu geben.

Ich mache niemandem einen Vorwurf. 

Jede einzelne Person hat mich bestmöglich unterstützt. Dennoch wäre ich froh gewesen, wenn ich mir das Leben durch weniger Sorgen schon früher einfacher gemacht hätte.

In Portugal angestellt sein:

Wenn du in Portugal leben und hier vor Ort eine Anstellung finden möchtest, gibt es vor allem in Lissabon unzählige Möglichkeiten. Zum Beispiel die für viele bekannte teleperformance.pt . 

Persönlich habe ich dort keine Erfahrung gemacht und kann nur die von anderen wiedergeben. Ich würde sagen: Es geht so! 

Viele Arbeitsstunden, volle Büros, volle Überwachung, aber Übernahme der Anmeldung in Portugal, Sprachkurs und Wohnung. 

Am besten, mache deine eigene Erfahrung oder informiere dich vorher gut.

Natürlich gibt es in Portugal auch viele andere Jobs, bedenke bloß den im Vergleich zu Deutschland geringen Stundenlohn

 

In Portugal leben und bei einer deutschen Firma angestellt zu sein, ist unter Umständen möglich, aber etwas tricky (so habe ich es bei Freunden und Bekannten mitbekommen).

Da solltest du dich in jedem Fall vorher sehr gut beraten lassen.

Selber habe ich auch damit Erfahrung – als Freelancerin ist es egal, wo meine Kunden sind und wo ich bin. Das macht die ganze Sache einfacher. 

Was denkst du? Würde ich nach meiner Erfahrung, nach Portugal ausgewandert zu sein, wieder tun?

 

Auswandern nach Portugal – Würde ich es wirklich wieder tun? 

Die Frage, ob das Auswandern nach Portugal eine gute Erfahrung ist, ist so individuell wie jeder Sonnenauf- und Untergang.

Meine Erfahrung hat mich definitiv reifen lassen und ich sage nicht umsonst, dass die Jahre hier mich nicht selten an den Rand der Verzweiflung gebracht haben.

An so manchen Regentagen habe ich mich nach Deutschland gewünscht – in ein warmes und trockenes Haus.

Meine naive und relativ intuitive Herangehensweise hat mich den Schritt überhaupt gehen lassen. Hätte ich vorher alles detailliert gewusst, wäre ich möglicherweise nicht da, wo ich heute bin. Was ich dir empfehle ist, dir vorher neben den verträumten Gedanken ein realistisches Bild zu malen und für dich wichtige Dinge zu klären. Was brauchst du, um dich wirklich sicher zu fühlen? Kannst du dafür sorgen, auch in Portugal Geld zu verdienen? Bist du bereit, auch Abstriche zu machen? Denn Portugal ist nicht Deutschland. Wie deutsch ich tatsächlich bin, habe ich erst gemerkt, als ich in Portugal war. 

Die Uhren ticken zwar, jedoch anders. Vereinbarungen gibt es,  sind aber oft weniger strikt. 

Portugal ist ein tolles Land und die Menschen sind super nett und hilfsbereit. Trotzdem sollten wir als Ausländer in Portugal nicht vergessen, dass unsere “Invasion” und die dadurch steigenden Mietpreise etc. ihr Leben nicht in allen Bereichen leichter machen. 

Und ja, ich denke (zumindest an den meisten Tagen), dass ich es wieder tun würde – aber besser vorinformiert.

 


Autorenprofil:

Anne Isaac

Als freie Texterin und Copywriterin schenkt Anne Selbstständigen und UnternehmerInnen Zeit. Ihre Kreativität und Empathie lässt sie in Website-Texte, Blogartikel und Newsletter einfließen – für Texte, die berühren und in Erinnerung bleiben. Ihre Mission ist es, Marketing menschlich, persönlich und nachhaltig zu gestalten.

www.anne-isaac.com

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